Was nicht sein kann ...
Es gibt so absolute Leute. Wenn man ihnen etwas erzählt, sagen sie: "Das kann nicht sein." Vermutlich meinen sie damit, es widerspräche dem Naturgesetz. Als ob es kein Naturgesetz wäre, dass auch Dinge passieren, die mit selbigen im Widerspruch stehen.
Gerade habe ich "Ungeduld des Herzens" von Stefan Zweig gelesen. Da steht die gelähmte Edith auf, wirft die Krücken weg und geht ihrem Verlobten entgegen. Weit kommt sie nicht. Einen Schritt bevor sie ihn erreicht, bricht sie zusammen, und statt ihr entgegenzustürzen und sie aufzufangen, weicht er schreckerfüllt zurück. Grässlich diese Szene.
Aber es geht mir nicht um Existenzielles, sondern um die kleinen Widrigkeiten des Alltags.
Ich hatte mal eine Zwergkaninchenhäsin (darf man das so ausdrücken?), die mir jedes Mal, wenn ich sie im Arm hielt und streichelte, lange Vorträge hielt. Ein ununterbrochenes Flüstern und Murmeln kam aus meiner Armbeuge. Da ich gelernt habe, Kaninchen seien stumme Tiere, fragte ich mich, ob mit ihr etwas nicht stimmt. Ich wandte mich an ein Tierarztforum und legte den Fall dar. Die Antwort war: "Das kann nicht sein, so was machen Kaninchen nicht!"
Ich loggte mich wieder aus und wandte mich an ein Forum von Kaninchenhaltern. Dort bekam ich die Antwort, das sei keine Seltenheit. Eine ganze Anzahl Kaninchenhalter erzählten von dem gleichen Phänomen bei sich zu Hause.
Astrid aus dem Spinnforum erzählt eine ganz ähnliche Geschichte. Bei einem ihrer Spinntreffen wurde darüber diskutiert, welche Schafwolle am besten zum Filzen geeignet sei. Dabei saß eine Fachfrau, die kategorisch erklärte: "Bergschafwolle filzt überhaupt nicht!"
Astrid besitzt ein Stück gefilzte Bergschafwolle, andere Mitglieder des Spinnforums auch. Aber ich möchte wetten, jene Dame würde, selbst wenn man ihr den Filz unter die Nase hielte, beharren: "Bergschafwolle filzt nicht!"
Ich kenne noch mehr Beispiele ... aber lassen wir's.
Die Frage ist halt immer, mit wem stimmt was nicht. Mit dem, der die Naturgesetze oder auch die Gesetze der Wahrscheinlichkeit verteidigt, oder mit dem, der behauptet, ein Gegenbeispiel zu haben und selbst keine Ahnung hat, dass er spinnt? (Dies soll keine Anspielung auf das Spinnforum sein, ich spinne ja selbst.) Heute sprach ich mit einem mir sehr nahe stehenden Menschen über das Phänomen. Der mir sehr nahe stehende Mensch reagierte mit überraschendem Verständnis, weil er das selbst schon erlebt hatte. Er hatte die Analyse eines chemischen Präparats, statt sie selbst durchzuführen, einem Computer übergeben, der eine Fehlerquote von 0,07 Prozent mitbringt. Natürlich war das illegal, aber der mir nahe stehende Mensch stand mit seiner Praktikumsprüfung auf Spitz und Knopf. Die Analyse, die der mit einer Unwahrscheinlichkeit von 0,07 Prozent dummbeutelnde Computer ablieferte, war falsch. 0,07 Prozent hatten zugeschlagen! Kann das denn sein?
Der mir nahe stehende Mensch rasselte durchs Praktikum und fragt sich heute noch, wer da eigentlich einen Fehler gemacht hat - der Computer (siehe Wahrscheinlichkeit), die Prüfer oder er selbst, dass er es überhaupt versucht hat.
"Das kann nicht sein" höre ich nicht gern.
Überhaupt schon rein gar nicht!
Ich kenne, wie gesagt, noch mehr Beispiele. Aber wenn ich die hier erzähle, hält man mich für komplett bekloppt.
Nebenbei: das wider alles Naturgesetz redende Kaninchen habe ich zum Helden einer Geschichte gemacht. Hier.
Gerade habe ich "Ungeduld des Herzens" von Stefan Zweig gelesen. Da steht die gelähmte Edith auf, wirft die Krücken weg und geht ihrem Verlobten entgegen. Weit kommt sie nicht. Einen Schritt bevor sie ihn erreicht, bricht sie zusammen, und statt ihr entgegenzustürzen und sie aufzufangen, weicht er schreckerfüllt zurück. Grässlich diese Szene.
Aber es geht mir nicht um Existenzielles, sondern um die kleinen Widrigkeiten des Alltags.
Ich hatte mal eine Zwergkaninchenhäsin (darf man das so ausdrücken?), die mir jedes Mal, wenn ich sie im Arm hielt und streichelte, lange Vorträge hielt. Ein ununterbrochenes Flüstern und Murmeln kam aus meiner Armbeuge. Da ich gelernt habe, Kaninchen seien stumme Tiere, fragte ich mich, ob mit ihr etwas nicht stimmt. Ich wandte mich an ein Tierarztforum und legte den Fall dar. Die Antwort war: "Das kann nicht sein, so was machen Kaninchen nicht!"
Ich loggte mich wieder aus und wandte mich an ein Forum von Kaninchenhaltern. Dort bekam ich die Antwort, das sei keine Seltenheit. Eine ganze Anzahl Kaninchenhalter erzählten von dem gleichen Phänomen bei sich zu Hause.
Astrid aus dem Spinnforum erzählt eine ganz ähnliche Geschichte. Bei einem ihrer Spinntreffen wurde darüber diskutiert, welche Schafwolle am besten zum Filzen geeignet sei. Dabei saß eine Fachfrau, die kategorisch erklärte: "Bergschafwolle filzt überhaupt nicht!"
Astrid besitzt ein Stück gefilzte Bergschafwolle, andere Mitglieder des Spinnforums auch. Aber ich möchte wetten, jene Dame würde, selbst wenn man ihr den Filz unter die Nase hielte, beharren: "Bergschafwolle filzt nicht!"
Ich kenne noch mehr Beispiele ... aber lassen wir's.
Die Frage ist halt immer, mit wem stimmt was nicht. Mit dem, der die Naturgesetze oder auch die Gesetze der Wahrscheinlichkeit verteidigt, oder mit dem, der behauptet, ein Gegenbeispiel zu haben und selbst keine Ahnung hat, dass er spinnt? (Dies soll keine Anspielung auf das Spinnforum sein, ich spinne ja selbst.) Heute sprach ich mit einem mir sehr nahe stehenden Menschen über das Phänomen. Der mir sehr nahe stehende Mensch reagierte mit überraschendem Verständnis, weil er das selbst schon erlebt hatte. Er hatte die Analyse eines chemischen Präparats, statt sie selbst durchzuführen, einem Computer übergeben, der eine Fehlerquote von 0,07 Prozent mitbringt. Natürlich war das illegal, aber der mir nahe stehende Mensch stand mit seiner Praktikumsprüfung auf Spitz und Knopf. Die Analyse, die der mit einer Unwahrscheinlichkeit von 0,07 Prozent dummbeutelnde Computer ablieferte, war falsch. 0,07 Prozent hatten zugeschlagen! Kann das denn sein?
Der mir nahe stehende Mensch rasselte durchs Praktikum und fragt sich heute noch, wer da eigentlich einen Fehler gemacht hat - der Computer (siehe Wahrscheinlichkeit), die Prüfer oder er selbst, dass er es überhaupt versucht hat.
"Das kann nicht sein" höre ich nicht gern.
Überhaupt schon rein gar nicht!
Ich kenne, wie gesagt, noch mehr Beispiele. Aber wenn ich die hier erzähle, hält man mich für komplett bekloppt.
Nebenbei: das wider alles Naturgesetz redende Kaninchen habe ich zum Helden einer Geschichte gemacht. Hier.
schmollfisch - 28. Sep, 00:10