Ewald, der Klimawandel und der Küchenherd samt Dunstabzug
Ewald hat ein wenig über den Klimawandel gelesen (ja! Ewald kann lesen!) und ist nun entschlossen, mit dem Umweltschutz Ernst zu machen. Er will zum Beispiel nur noch Produkte aus der Region kaufen und hat auch der Ewaldine entsprechend Anweisung gegeben. Das Bier aus Motten trinkt er noch, das Kreuzbergbier hingegen ist schon von zu weit weg. Die Zeiten, als er gar Flens trank, sind Geschichte. Außerdem trägt er nur noch Pullover aus Rhönschafwolle. Er raucht auch keinen Tabak mehr, sondern nur noch Gras. Das wächst nämlich im Garten. Sagt er. Ich weiß nicht recht, ob ich das glauben soll.
Auch auf anderen Gebieten kann man etwas für die Umwelt tun. Ewald hat gelesen, dass das Rechtsabbiegen gegenüber dem Linksabbiegen viel Energie einspart, weil man beim Linksabbiegen immer anhalten und mit laufendem Motor warten muss, um den Gegenverkehr durchzulassen. Und das Lossprinten, wenn man eine Lücke entdeckt hat, kostet auch wieder Sprit. Also biegt Ewald nur noch rechts ab** . Er hat sich extra ein Navi-System angeschafft, das ein Rechtsabbiege-Feature bietet. Meinen Einwand, das bedeute möglicherweise lange Umwege, tut Ewald mit einem Achelzucken ab. Umwege muss er sowieso machen wegen der Autobahnbaustelle mitten durch den Ort, außerdem ist hinter seinem Haus eine Umleitung, weil dort Kabel gelegt wird, und vor seinem Haus ist eine, weil dort Gas gelegt wird. Da macht das bisschen Linksabbiege-Vermeidung nicht mehr viel aus.
Aber Ewald ist nicht nur Umweltschützer, er ist auch Endzeitgläubiger. Na ja, ein wenig jedenfalls. Die wahren Endzeitgläubigen haben ja einen Stromgenerator, halten Schafe und horten Wasseraufbereiter. So weit geht Ewald nicht. Er hat nur dafür gesorgt, dass in seinem Haus außer Ölheizung und (für alle Fälle) Gasanschluss auch noch eine richtige Kaminanlage zur Verfügung steht, an die ja nach Bedarf ein Kachelofen, ein Kanonenofen oder ein Holzherd für die Küche angeschlossen werden können.
Und diesen Holzherd hat er nun. Einen echten alten Holzherd für die Küche, ein wahres Schmuckstück, prunkend vor Emaille. Die Ewaldine putzt und poliert auch immer fleißig und schwärzt die Herdplatte mit allen möglichen Mittelchen. Natürlich nur solchen aus der Region.
Leider ist Ewald so furchtbar dumm! Ich sollte es nicht sagen, aber anders kann man es nicht ausdrücken, Ewald ist einfach unbelehrbar! Nur ein Beispiel: Letztes Jahr wollte er ein Gartenhäuschen mit Fundament an seine rückwärtige Grenze bauen und ging zur Gemeindeverwaltung, um nachzufragen, ob er das dürfe. Die Antwort war natürlich Nein. An die Grenze bauen darf Ewald nicht, wo kämen wir da hin! Er hat dann eingewendet, dass die ganze Nachbarschaft Gartenhäuschen an die Grenze gebaut habe. Darauf war die Antwort: "Ja, wissen wir, das sind alles Schwarzbauten!"
Und daraus hat Ewald rein gar nichts gelernt! Als der Schornsteinfeger dieser Tage kam, um am Heizkessel die Emmission zu messen, hat Ewald ihm allen Ernstes den Holzherd gezeigt! Und gefragt, ob er den anschließen dürfe.
Die Antwort war natürlich Nein! Der Holzherd verbraucht Sauerstoff, erklärte der Schornsteinfeger, und Ewald wird ersticken, wenn er den in seiner Küche so einfach betreibt. Die Küche ist zu klein! Da ist nicht genug Luft drin!
"Ich lasse doch die Tür zum Wohnzimmer immer offen!", hat Ewald geantwortet. "Damit noch Wärme rüberkommt, das ist ja der Sinn der Sache! Und das Wohnzimmer ist fast vierzig Quadratmeter groß!"
Ja, aber es ist nun mal eine Tür da, und die kann zugemacht werden! (Schon wieder wurde Ewald eine Tür zum Verhängnis!) Die einzige Lösung ist, den Herd so mit der Tür zu verkabeln, dass er nur bei geöffneter Tür betrieben werden kann. Wie verkabelt man einen Holzherd? Ja, dann soll er sich mal Gedanken machen! Noch besser wäre es ja, den Herd nur bei angekipptem Fenster brennen zu lassen!
Ewald war wie vor den Kopf geschlagen und fragte, was ihm der Holzherd denn bringt, wenn die Wärme zum Fenster rausfliegen soll. Aber da fing sein Unglück erst an, denn der Schornsteinfeger war schon am Dunstabzug. Der Dunstabzug über Ewaldines Elektroherd zieht die Luft ab und bläst sie seitwärts an der Hauswand raus. Auch das kostet Sauerstoff! Gleich morgen muss er den Elektriker bestellen und den Dunstabzug so mit dem Fenster verkabeln lassen, dass er nur läuft, wenn das Fenster angekippt ist.
"Aber", wagte die Ewaldine aus der zweiten Reihe schüchtern einzuwerfen, "wenn ich koche, läuft der Dunstabzug manchmal eine halbe bis ganze Stunde lang!"
Ja, dann muss das Fenster halt eine Stunde lang offen stehen! "Gute Frau", sagte der Schornsteinfegermeister, "bedenken Sie doch, diese Vorschrift existiert nicht ohne Grund! Sie könnten ersticken!"
"Ersticken ist ein schönerer Tod als Erfrieren!", konterte die Ewaldine. Leider bekam der Schornsteinfegermeister das nicht mehr mit, weil er bereits zu Boden gegangen war. Ich glaube, Ewald hat ihn mit einem Geschirrhandtuch niedergeschlagen.
Er ist lange nicht mehr so grob wie früher. Das liegt wahrscheinlich daran, dass er jetzt Gras aus dem eigenen Garten raucht.
** gelesen im Time-Magazin April 2007 unter dem Titel: "The Global Warning Survival Guide: 51 Things You Can Do To Make A Difference".
Auch auf anderen Gebieten kann man etwas für die Umwelt tun. Ewald hat gelesen, dass das Rechtsabbiegen gegenüber dem Linksabbiegen viel Energie einspart, weil man beim Linksabbiegen immer anhalten und mit laufendem Motor warten muss, um den Gegenverkehr durchzulassen. Und das Lossprinten, wenn man eine Lücke entdeckt hat, kostet auch wieder Sprit. Also biegt Ewald nur noch rechts ab** . Er hat sich extra ein Navi-System angeschafft, das ein Rechtsabbiege-Feature bietet. Meinen Einwand, das bedeute möglicherweise lange Umwege, tut Ewald mit einem Achelzucken ab. Umwege muss er sowieso machen wegen der Autobahnbaustelle mitten durch den Ort, außerdem ist hinter seinem Haus eine Umleitung, weil dort Kabel gelegt wird, und vor seinem Haus ist eine, weil dort Gas gelegt wird. Da macht das bisschen Linksabbiege-Vermeidung nicht mehr viel aus.
Aber Ewald ist nicht nur Umweltschützer, er ist auch Endzeitgläubiger. Na ja, ein wenig jedenfalls. Die wahren Endzeitgläubigen haben ja einen Stromgenerator, halten Schafe und horten Wasseraufbereiter. So weit geht Ewald nicht. Er hat nur dafür gesorgt, dass in seinem Haus außer Ölheizung und (für alle Fälle) Gasanschluss auch noch eine richtige Kaminanlage zur Verfügung steht, an die ja nach Bedarf ein Kachelofen, ein Kanonenofen oder ein Holzherd für die Küche angeschlossen werden können.
Und diesen Holzherd hat er nun. Einen echten alten Holzherd für die Küche, ein wahres Schmuckstück, prunkend vor Emaille. Die Ewaldine putzt und poliert auch immer fleißig und schwärzt die Herdplatte mit allen möglichen Mittelchen. Natürlich nur solchen aus der Region.
Leider ist Ewald so furchtbar dumm! Ich sollte es nicht sagen, aber anders kann man es nicht ausdrücken, Ewald ist einfach unbelehrbar! Nur ein Beispiel: Letztes Jahr wollte er ein Gartenhäuschen mit Fundament an seine rückwärtige Grenze bauen und ging zur Gemeindeverwaltung, um nachzufragen, ob er das dürfe. Die Antwort war natürlich Nein. An die Grenze bauen darf Ewald nicht, wo kämen wir da hin! Er hat dann eingewendet, dass die ganze Nachbarschaft Gartenhäuschen an die Grenze gebaut habe. Darauf war die Antwort: "Ja, wissen wir, das sind alles Schwarzbauten!"
Und daraus hat Ewald rein gar nichts gelernt! Als der Schornsteinfeger dieser Tage kam, um am Heizkessel die Emmission zu messen, hat Ewald ihm allen Ernstes den Holzherd gezeigt! Und gefragt, ob er den anschließen dürfe.
Die Antwort war natürlich Nein! Der Holzherd verbraucht Sauerstoff, erklärte der Schornsteinfeger, und Ewald wird ersticken, wenn er den in seiner Küche so einfach betreibt. Die Küche ist zu klein! Da ist nicht genug Luft drin!
"Ich lasse doch die Tür zum Wohnzimmer immer offen!", hat Ewald geantwortet. "Damit noch Wärme rüberkommt, das ist ja der Sinn der Sache! Und das Wohnzimmer ist fast vierzig Quadratmeter groß!"
Ja, aber es ist nun mal eine Tür da, und die kann zugemacht werden! (Schon wieder wurde Ewald eine Tür zum Verhängnis!) Die einzige Lösung ist, den Herd so mit der Tür zu verkabeln, dass er nur bei geöffneter Tür betrieben werden kann. Wie verkabelt man einen Holzherd? Ja, dann soll er sich mal Gedanken machen! Noch besser wäre es ja, den Herd nur bei angekipptem Fenster brennen zu lassen!
Ewald war wie vor den Kopf geschlagen und fragte, was ihm der Holzherd denn bringt, wenn die Wärme zum Fenster rausfliegen soll. Aber da fing sein Unglück erst an, denn der Schornsteinfeger war schon am Dunstabzug. Der Dunstabzug über Ewaldines Elektroherd zieht die Luft ab und bläst sie seitwärts an der Hauswand raus. Auch das kostet Sauerstoff! Gleich morgen muss er den Elektriker bestellen und den Dunstabzug so mit dem Fenster verkabeln lassen, dass er nur läuft, wenn das Fenster angekippt ist.
"Aber", wagte die Ewaldine aus der zweiten Reihe schüchtern einzuwerfen, "wenn ich koche, läuft der Dunstabzug manchmal eine halbe bis ganze Stunde lang!"
Ja, dann muss das Fenster halt eine Stunde lang offen stehen! "Gute Frau", sagte der Schornsteinfegermeister, "bedenken Sie doch, diese Vorschrift existiert nicht ohne Grund! Sie könnten ersticken!"
"Ersticken ist ein schönerer Tod als Erfrieren!", konterte die Ewaldine. Leider bekam der Schornsteinfegermeister das nicht mehr mit, weil er bereits zu Boden gegangen war. Ich glaube, Ewald hat ihn mit einem Geschirrhandtuch niedergeschlagen.
Er ist lange nicht mehr so grob wie früher. Das liegt wahrscheinlich daran, dass er jetzt Gras aus dem eigenen Garten raucht.
** gelesen im Time-Magazin April 2007 unter dem Titel: "The Global Warning Survival Guide: 51 Things You Can Do To Make A Difference".
schmollfisch - 3. Okt, 01:23