Bunker
Schon zum zweiten Mal habe ich in verschiedenen Blogs gelesen, daß Wollkäufe vor dem Ehemann verheimlicht werden. Mich würde interessieren: Weiß Euer Mann, welche Menge an Wolle Ihr gehortet habt? Wie schmuggelt Ihr Neuzugänge ins Haus, und wo sind die geheimen Lager?
... fragt das Wollschaf alle strickenden Frauen.
In meinem Fall ist diese Frage gegenstandslos. Meinen Mann interessieren die Wollkäufe relativ wenig, er registriert nur aus dem Augenwinkel, was ich da in mein Strickzimmer schleppe.
Anders bei der Ewaldine. Die Ewaldine hat eine Menge Laster, jedenfalls aus Ewald-Perspektive gesehen. Ich finde nichts Schlimmes daran, Reißer von Grangé, Mo Hayder oder Jeffery Deaver zu lesen und dabei ein, zwei, drei, vier Gläser guten Wein zu trinken. Aber aus irgendeinem Grund ist der Ewaldine das peinlich. Der Grund ist wahrscheinlich ihr Mann.
Im Sommer geht es. Dann fährt die Ewaldine das Auto in die Einfahrt und schleicht mit ihren vollen Einkaufstüten ums Haus herum. Auf der Rückseite steht fast immer ein Fenster offen, durch das die Ewaldine ihre heiße Ware ins Haus schmuggeln könnte. Zur Küche oder zum Klo. Peinlich wird es, wenn just in dem Moment Ewald aufs Klo will. Und im Winter sind die Fenster zu. Aber Ewaldine hat noch einen Ausweg gefunden: durchs Kellerfenster in die Waschküche. Dazu muss sie den Drahtrost aus dem Lichtschacht vor dem Kellerfenster heben und ihre Tüten da hineinstellen. Den Drahtrost wieder drübergeschoben, und kein Mensch sieht mehr, dass da Tüten sind. Irgendwann im Lauf des Tages geht sie dann in die Waschküche runter (außer ihr geht sowieso nie jemand da hinein) und holt die Tüten herein. Dann hat sie nur noch das Problem, ihre Bücher und Flaschen hinter Ewalds Rücken hochzutragen, aber das kann sie ja etappenweise tun. Jeden Abend einen neuen Grangé oder Deaver und eine Pulle Zinfandel oder Merlot dazu aus der Waschküche nach oben.
Nach dem Konsum dieser Köstlichkeiten taucht ein neues Problem auf: Wo entsorgen wir die Beweismittel? Die leeren Flaschen schafft Ewaldine im Zusammenhang mit den täglichen Einkäufen wieder hinaus. Die Bücher dagegen landen im Regal, und irgendwann fällt es selbst Ewald auf, dass schon drei Reihen Bücher hintereinander stehen und das Regal sich in der Mitte bedenklich durchbiegt. Ewald, muss man wissen, liest überhaupt nie, aber ein volles Bücherregal sieht er ganz gern. Am liebsten mit der Art Bücher, wie sie in Möbelhäusern in den Wohnzimmerschränken stehen, damit die Schränke nicht so leer aussehen. Wenn man genau hinschaut, steht da oft fünfmal nebeneinander "Wer die Nachtigall stört", die Buchseiten kleben aneinander und die wenigen, die aufgeschnitten sind, sind weiß. Für Ewald reicht das. Die Sammlung rundgelesener Hannibal-Lecter-Reißer und die sieben fetten Taschenbuchkrimis um Kommissar Wallander beleidigen hingegen sein kritisches Ewald-Auge. Die Bücher müssen weg. Ewaldine hat sich nun überlegt, dass sie die Schmöker nach und nach bei Buchticket eintauscht, aber das ist auch keine Lösung, denn Ewald beäugt die Büchersendungskuverts im Postausgangskörbchen seines Haushalts mit zunehmendem Misstrauen. Die sind genauso verräterisch wie Ewaldines leere Weinflaschen. Man kann nicht leugnen, Ewaldine hat Bücher, und zwar viele, und nicht die, die Ewald für die richtigen hält.
Nun ja, ehe das Problem eskalierte, ergab sich eine ganz zwanglose Lösung. Ewaldine hat mir das letzten Freitag erzählt, zwischen Haustür und Angel, mit dem Wäschekorb am Arm. Sie hat auf der Suche nach einer Rohrzange (ihr war eine Kontaktlinse in den Ausguss gefallen) den Kellerraum neben der Waschküche betreten, einen Raum, den sie normalerweise meidet, weil er Ewald gehört. Um es kurz zu machen, sie bekam die Tür gar nicht richtig auf, weil die Rasenmähergriffe im Weg waren. Ewald hatte nicht weniger als fünf Rasenmäher nebeneinander dort geparkt. (Ungerechnet der Aufsitzmäher, der im Gartenschuppen steht.) Links und rechts der Rasenmäherkohorte stapelten sich originalverpackte Heckenscheren und Kettensägen, Schwingschleifer und körbeweise Schleifpapier.
Natürlich hat die Ewaldine zum Ewald kein Wort gesagt von ihrem Fund. Aber seitdem beobachtet sie bei ihren täglichen Putzaktionen ein bisschen genauer. Und findet zum Beispiel die eine oder andere versteinerte Bananenschale oben auf Schränken und pappige Familien-Eisbecher unter dem Sofa. Seitdem ist ihr das durchsackende Reißer-Regalbrett weit weniger peinlich. Ach ja, und Ewalds Geheimschublade hat sie auch gefunden. Die befindet sich in einer Ecke des Wohnzimmers ganz unten in der Kommode und enthält gefühlte 20 Kilo Zeitschriften zum Thema Kapitalanlagen. Welche Aktien man kaufen soll und welche Immobilien im Ausland. Irgendwelches Geld zum Anlegen gibt es bei Ewalds weit und breit nicht. Aber es kann ja nichts schaden, sich schon mal zu informieren, was man mit all der gesparten Kohle macht, wenn Ewaldine keinen Wein und keine Schmöker mehr kauft und Ewald keine Rasenmäher mehr und keine Anlagezeitschriften mehr. Dann rollt der Rubel bei Ewalds, aber voll fett ey. Nur leider sehe ich keine Chance, dass dieser Fall je eintritt.
... fragt das Wollschaf alle strickenden Frauen.
In meinem Fall ist diese Frage gegenstandslos. Meinen Mann interessieren die Wollkäufe relativ wenig, er registriert nur aus dem Augenwinkel, was ich da in mein Strickzimmer schleppe.
Anders bei der Ewaldine. Die Ewaldine hat eine Menge Laster, jedenfalls aus Ewald-Perspektive gesehen. Ich finde nichts Schlimmes daran, Reißer von Grangé, Mo Hayder oder Jeffery Deaver zu lesen und dabei ein, zwei, drei, vier Gläser guten Wein zu trinken. Aber aus irgendeinem Grund ist der Ewaldine das peinlich. Der Grund ist wahrscheinlich ihr Mann.
Im Sommer geht es. Dann fährt die Ewaldine das Auto in die Einfahrt und schleicht mit ihren vollen Einkaufstüten ums Haus herum. Auf der Rückseite steht fast immer ein Fenster offen, durch das die Ewaldine ihre heiße Ware ins Haus schmuggeln könnte. Zur Küche oder zum Klo. Peinlich wird es, wenn just in dem Moment Ewald aufs Klo will. Und im Winter sind die Fenster zu. Aber Ewaldine hat noch einen Ausweg gefunden: durchs Kellerfenster in die Waschküche. Dazu muss sie den Drahtrost aus dem Lichtschacht vor dem Kellerfenster heben und ihre Tüten da hineinstellen. Den Drahtrost wieder drübergeschoben, und kein Mensch sieht mehr, dass da Tüten sind. Irgendwann im Lauf des Tages geht sie dann in die Waschküche runter (außer ihr geht sowieso nie jemand da hinein) und holt die Tüten herein. Dann hat sie nur noch das Problem, ihre Bücher und Flaschen hinter Ewalds Rücken hochzutragen, aber das kann sie ja etappenweise tun. Jeden Abend einen neuen Grangé oder Deaver und eine Pulle Zinfandel oder Merlot dazu aus der Waschküche nach oben.
Nach dem Konsum dieser Köstlichkeiten taucht ein neues Problem auf: Wo entsorgen wir die Beweismittel? Die leeren Flaschen schafft Ewaldine im Zusammenhang mit den täglichen Einkäufen wieder hinaus. Die Bücher dagegen landen im Regal, und irgendwann fällt es selbst Ewald auf, dass schon drei Reihen Bücher hintereinander stehen und das Regal sich in der Mitte bedenklich durchbiegt. Ewald, muss man wissen, liest überhaupt nie, aber ein volles Bücherregal sieht er ganz gern. Am liebsten mit der Art Bücher, wie sie in Möbelhäusern in den Wohnzimmerschränken stehen, damit die Schränke nicht so leer aussehen. Wenn man genau hinschaut, steht da oft fünfmal nebeneinander "Wer die Nachtigall stört", die Buchseiten kleben aneinander und die wenigen, die aufgeschnitten sind, sind weiß. Für Ewald reicht das. Die Sammlung rundgelesener Hannibal-Lecter-Reißer und die sieben fetten Taschenbuchkrimis um Kommissar Wallander beleidigen hingegen sein kritisches Ewald-Auge. Die Bücher müssen weg. Ewaldine hat sich nun überlegt, dass sie die Schmöker nach und nach bei Buchticket eintauscht, aber das ist auch keine Lösung, denn Ewald beäugt die Büchersendungskuverts im Postausgangskörbchen seines Haushalts mit zunehmendem Misstrauen. Die sind genauso verräterisch wie Ewaldines leere Weinflaschen. Man kann nicht leugnen, Ewaldine hat Bücher, und zwar viele, und nicht die, die Ewald für die richtigen hält.
Nun ja, ehe das Problem eskalierte, ergab sich eine ganz zwanglose Lösung. Ewaldine hat mir das letzten Freitag erzählt, zwischen Haustür und Angel, mit dem Wäschekorb am Arm. Sie hat auf der Suche nach einer Rohrzange (ihr war eine Kontaktlinse in den Ausguss gefallen) den Kellerraum neben der Waschküche betreten, einen Raum, den sie normalerweise meidet, weil er Ewald gehört. Um es kurz zu machen, sie bekam die Tür gar nicht richtig auf, weil die Rasenmähergriffe im Weg waren. Ewald hatte nicht weniger als fünf Rasenmäher nebeneinander dort geparkt. (Ungerechnet der Aufsitzmäher, der im Gartenschuppen steht.) Links und rechts der Rasenmäherkohorte stapelten sich originalverpackte Heckenscheren und Kettensägen, Schwingschleifer und körbeweise Schleifpapier.
Natürlich hat die Ewaldine zum Ewald kein Wort gesagt von ihrem Fund. Aber seitdem beobachtet sie bei ihren täglichen Putzaktionen ein bisschen genauer. Und findet zum Beispiel die eine oder andere versteinerte Bananenschale oben auf Schränken und pappige Familien-Eisbecher unter dem Sofa. Seitdem ist ihr das durchsackende Reißer-Regalbrett weit weniger peinlich. Ach ja, und Ewalds Geheimschublade hat sie auch gefunden. Die befindet sich in einer Ecke des Wohnzimmers ganz unten in der Kommode und enthält gefühlte 20 Kilo Zeitschriften zum Thema Kapitalanlagen. Welche Aktien man kaufen soll und welche Immobilien im Ausland. Irgendwelches Geld zum Anlegen gibt es bei Ewalds weit und breit nicht. Aber es kann ja nichts schaden, sich schon mal zu informieren, was man mit all der gesparten Kohle macht, wenn Ewaldine keinen Wein und keine Schmöker mehr kauft und Ewald keine Rasenmäher mehr und keine Anlagezeitschriften mehr. Dann rollt der Rubel bei Ewalds, aber voll fett ey. Nur leider sehe ich keine Chance, dass dieser Fall je eintritt.
schmollfisch - 14. Mai, 00:32