Wettsingen
Aus "Germinal" von Emile Zola, ein DSDS für Finken:
"Fünfzehn Nagelschmiede aus den Werkstätten in Marchiennes hatten der Aufforderung entsprochen und waren, jeder mit einem Dutzend Vogelbauer, eingetroffen. Die kleinen verhangenen Käfige mit ihren unbeweglich dahockenden, geblendeten Finken hingen bereits im Hof der Schenke an einem Bretterzaun. Es handelte sich darum, festzustellen, welcher von den Finken im Verlauf einer Stunde seinen Triller am häufigsten wiederholen würde. (...) Die Finken hatten angefangen, die einen tiefer, die anderen höher, zunächst noch schüchtern und selten einen Triller wagend. Doch dann feuerten sie einander an, sangen schneller und wurden schließlich von einem so wütenden Wetteifer fortgerissen, daß man einige von ihnen tot umfallen sah. Die Nagelschmiede trieben sie heftig an, schrien ihnen auf wallonisch zu, sie sollten weitersingen und immer und immer noch ein Stückchen, während die Zuschauer, etwa hundert an der Zahl, inmitten dieser Höllenmusik von hundertachtzig Finken, die alle durcheinander immer dasselbe wiederholten, in stummer Leidenschaft dastanden. Einer von den höher singenden Finken gewann den ersten Preis, eine Kaffeekanne aus Blech."
Ja.
Die Übersetzung stammt von Johannes Schlaf; die Suhrkamp-Übersetzung von Armin Schwarz, die mir auch vorliegt, berichtet von einer blechernen Kaffeemaschine, was natürlich längst nicht so gut kommt. Das Original kenne ich leider nicht.
Wie eigenartig groß der Spielraum bei Übersetzungen ist, belegt übrigens der zweite Satz dieses Abschnittes: Armin Schwarz verschweigt, dass die Finken geblendet waren; nach seiner Interpretation sitzen sie nur unbeweglich da. Welche Übersetzung korrekt ist, weiß ich leider nicht. Irgendwo im Keller liegt das Original. Irgendwann schaue ich nach. Aber ist dieser Absatz nicht ein Hammer? Blech!
Die Verfilmung von Germinal war übrigens kürzlich im Fernsehen, ich habe es mir kopiert: Gérard Depardieu als hungernder Bergmann kommt etwas komisch, wenn er mit zehn Kilo Übergewicht nach Brot schreit; aber Depardieu kann irgendwie alles; man kauft es ihm ab. Ich habe den Film vor zehn Jahren im Kino gesehen und mich wahnsinnig aufgeregt, weil in der Sitzreihe vor mir ein Idiot von der ersten bis zur letzten Minute dieses sehr tragischen Films wie blöd lachte. Vielleicht war es damals, dass ich beschloss, dass Kino nichts für mich ist. Seitdem gehe ich höchstens einmal im Jahr ins Kino. Drei Jahre waren belegt mit dem Herrn der Ringe, vorletztes Jahr war ich in "Le Veuve de St.Pierre" und, ach ja, in der Neuverfilmung der "Stepford Wives" im Originalton (Englischkursempfehlung für meine Tochter - trotzdem doofer Film), letztes Jahr war ich möglicherweise in garnix und dieses Jahr muss es auch nicht unbedingt sein.
"Fünfzehn Nagelschmiede aus den Werkstätten in Marchiennes hatten der Aufforderung entsprochen und waren, jeder mit einem Dutzend Vogelbauer, eingetroffen. Die kleinen verhangenen Käfige mit ihren unbeweglich dahockenden, geblendeten Finken hingen bereits im Hof der Schenke an einem Bretterzaun. Es handelte sich darum, festzustellen, welcher von den Finken im Verlauf einer Stunde seinen Triller am häufigsten wiederholen würde. (...) Die Finken hatten angefangen, die einen tiefer, die anderen höher, zunächst noch schüchtern und selten einen Triller wagend. Doch dann feuerten sie einander an, sangen schneller und wurden schließlich von einem so wütenden Wetteifer fortgerissen, daß man einige von ihnen tot umfallen sah. Die Nagelschmiede trieben sie heftig an, schrien ihnen auf wallonisch zu, sie sollten weitersingen und immer und immer noch ein Stückchen, während die Zuschauer, etwa hundert an der Zahl, inmitten dieser Höllenmusik von hundertachtzig Finken, die alle durcheinander immer dasselbe wiederholten, in stummer Leidenschaft dastanden. Einer von den höher singenden Finken gewann den ersten Preis, eine Kaffeekanne aus Blech."
Ja.
Die Übersetzung stammt von Johannes Schlaf; die Suhrkamp-Übersetzung von Armin Schwarz, die mir auch vorliegt, berichtet von einer blechernen Kaffeemaschine, was natürlich längst nicht so gut kommt. Das Original kenne ich leider nicht.
Wie eigenartig groß der Spielraum bei Übersetzungen ist, belegt übrigens der zweite Satz dieses Abschnittes: Armin Schwarz verschweigt, dass die Finken geblendet waren; nach seiner Interpretation sitzen sie nur unbeweglich da. Welche Übersetzung korrekt ist, weiß ich leider nicht. Irgendwo im Keller liegt das Original. Irgendwann schaue ich nach. Aber ist dieser Absatz nicht ein Hammer? Blech!
Die Verfilmung von Germinal war übrigens kürzlich im Fernsehen, ich habe es mir kopiert: Gérard Depardieu als hungernder Bergmann kommt etwas komisch, wenn er mit zehn Kilo Übergewicht nach Brot schreit; aber Depardieu kann irgendwie alles; man kauft es ihm ab. Ich habe den Film vor zehn Jahren im Kino gesehen und mich wahnsinnig aufgeregt, weil in der Sitzreihe vor mir ein Idiot von der ersten bis zur letzten Minute dieses sehr tragischen Films wie blöd lachte. Vielleicht war es damals, dass ich beschloss, dass Kino nichts für mich ist. Seitdem gehe ich höchstens einmal im Jahr ins Kino. Drei Jahre waren belegt mit dem Herrn der Ringe, vorletztes Jahr war ich in "Le Veuve de St.Pierre" und, ach ja, in der Neuverfilmung der "Stepford Wives" im Originalton (Englischkursempfehlung für meine Tochter - trotzdem doofer Film), letztes Jahr war ich möglicherweise in garnix und dieses Jahr muss es auch nicht unbedingt sein.
schmollfisch - 16. Jan, 00:00