Beichte
Gerade habe ich in einem Schreibforum einen Text gelesen, der mich an folgende Szene erinnert hat:
Ich war zum ersten Mal in Toledo. Toledo, das hieß damals für mich: Schwerter und El Greco. Eines von El Grecos berühmtesten Gemälden, das "Begräbnis der Grafen Orgaz" (auf dem angeblich El Grecos kleiner Sohn eine Statistenrolle einnimmt), ist in Toledo zu besichtigen. Beim Wandern durch die Altstadt stieß ich mehrmals auf ein Plakat, das genau jenen Bildausschnitt mit El Grecos Sohn zeigte. Dazu war eine bestimmte Kirche genannt. Wo, so schloss ich, das Bild also hängen musste.
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich brauchte, die Kirche zu finden. Eigentlich fand ich sie überhaupt nicht, sie fand mich. Ich hatte die Suche aufgegeben, mit meiner Tochter ein Dekorationsschwert gekauft (sie schwärmte damals für solche Sachen), Pizza gegessen und mich auf den Rückweg Richtung Hotel gemacht, als ich plötzlich auf einem kleinen dunklen Platz wieder auf das bewusste Plakat stieß, das direkt neben der Eingangstür einer Kirche aufgebaut war.
Meine Tochter wollte nicht hinein, da sie ihr Riesen-Schwertpaket im Arm hatte. Ich eigentlich auch nicht, denn drinnen saßen betende Leute. Immerhin war kein Gottesdienst im Gang. Ich schob mich seitwärts unauffällig durch die Tür und machte einen Rundgang um den Kirchenraum, ohne das Bild finden zu können. Es war zappenduster in den Seitengängen. Selbst wenn ich das Bild gefunden hätte, ich hätte wohl nichts darauf erkannt.
Als ich zum zweiten Mal an dem hölzernen Beichtstuhl vorbeikam, sprang das Türchen auf, und ein Priester kam herausgestürzt. Er hastete so schnell davon, dass ich nur einen flüchtigen Eindruck behielt. Er war jung, groß, schwarzhaarig, traditionell gekleidet in Soutane und weißes Chorhemd. Sein Gesicht war verkrampft und blass. Er verschwand im Dunkel der Seitengänge.
Wenn dies ein Roman wäre, würde ich schreiben, ich sei stehengeblieben und hätte gewartet, bis der Beichtstuhl auch den Sünder ausspuckte. Um zu sehen, wie er aussah. Finster. Teuflisch. Ein Serienmörder. Oder so.
Natürlich tat ich nichts dergleichen. Ich machte, dass ich wegkam.
Das Bild - eine ekstatische, gewittrige Malerei - habe ich letztes Jahr anschauen können, als ich wieder in Toledo war. Ich hätte es gern ganz gezeigt, aber die Wikimedia-Darstellungen sprengen mein Blog. Wer will, kann gern hier nachschauen - ausdrücklich empfohlen!
Ja. Daran hat mich der Anfang eines Krimis erinnert, den ich vorhin online gelesen habe.
Ach, Toledo. Du stolze Schöne auf dem Felsenthron ...
Ich war zum ersten Mal in Toledo. Toledo, das hieß damals für mich: Schwerter und El Greco. Eines von El Grecos berühmtesten Gemälden, das "Begräbnis der Grafen Orgaz" (auf dem angeblich El Grecos kleiner Sohn eine Statistenrolle einnimmt), ist in Toledo zu besichtigen. Beim Wandern durch die Altstadt stieß ich mehrmals auf ein Plakat, das genau jenen Bildausschnitt mit El Grecos Sohn zeigte. Dazu war eine bestimmte Kirche genannt. Wo, so schloss ich, das Bild also hängen musste.
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich brauchte, die Kirche zu finden. Eigentlich fand ich sie überhaupt nicht, sie fand mich. Ich hatte die Suche aufgegeben, mit meiner Tochter ein Dekorationsschwert gekauft (sie schwärmte damals für solche Sachen), Pizza gegessen und mich auf den Rückweg Richtung Hotel gemacht, als ich plötzlich auf einem kleinen dunklen Platz wieder auf das bewusste Plakat stieß, das direkt neben der Eingangstür einer Kirche aufgebaut war.
Meine Tochter wollte nicht hinein, da sie ihr Riesen-Schwertpaket im Arm hatte. Ich eigentlich auch nicht, denn drinnen saßen betende Leute. Immerhin war kein Gottesdienst im Gang. Ich schob mich seitwärts unauffällig durch die Tür und machte einen Rundgang um den Kirchenraum, ohne das Bild finden zu können. Es war zappenduster in den Seitengängen. Selbst wenn ich das Bild gefunden hätte, ich hätte wohl nichts darauf erkannt.
Als ich zum zweiten Mal an dem hölzernen Beichtstuhl vorbeikam, sprang das Türchen auf, und ein Priester kam herausgestürzt. Er hastete so schnell davon, dass ich nur einen flüchtigen Eindruck behielt. Er war jung, groß, schwarzhaarig, traditionell gekleidet in Soutane und weißes Chorhemd. Sein Gesicht war verkrampft und blass. Er verschwand im Dunkel der Seitengänge.
Wenn dies ein Roman wäre, würde ich schreiben, ich sei stehengeblieben und hätte gewartet, bis der Beichtstuhl auch den Sünder ausspuckte. Um zu sehen, wie er aussah. Finster. Teuflisch. Ein Serienmörder. Oder so.
Natürlich tat ich nichts dergleichen. Ich machte, dass ich wegkam.
Das Bild - eine ekstatische, gewittrige Malerei - habe ich letztes Jahr anschauen können, als ich wieder in Toledo war. Ich hätte es gern ganz gezeigt, aber die Wikimedia-Darstellungen sprengen mein Blog. Wer will, kann gern hier nachschauen - ausdrücklich empfohlen!
Ja. Daran hat mich der Anfang eines Krimis erinnert, den ich vorhin online gelesen habe.
Ach, Toledo. Du stolze Schöne auf dem Felsenthron ...
schmollfisch - 14. Jul, 20:34