Lebende Steine
Sie sagt: Wir alle sehen Tiere an, und die Tiere schauen zurück. (Stimmt – ich sehe gern Hundegesichter; sie sind Menschengesichtern so ähnlich, nur wacher und aufmerksamer.) Und wir sehen Pflanzen an. Schauen die auch zurück?
Das kann sein, werfe ich ein. Stiefmütterchen habe ich schon zurückschauen sehen – so! Mit verkniffener Miene, als hätte sich das ganze Gesicht um einen Mittelpunkt herum eingekraust.
Ja, sagt sie. Aber schau mal, mein Farn! Und deutet auf die Ampel, die in der Zimmerecke hängt. So! Sie macht eine große Bewegung mit dem Arm. Schau, dieser Bogen, den er macht. Er verneigt sich. Wenn er einen Hut hätte, würde er ihn abnehmen und schwenken (sie macht es vor, in einer schwungvollen Parodie auf d’Artagnan). Er sieht uns an!
Es fällt mir schwer, darauf eine Antwort zu finden; die unverstellte Begeisterung in ihrem Gesicht lässt mich schrumpfen. Vorhin hat sie mir ihre Kamelie gezeigt, die jetzt, Anfang März, prachtvolle rote Blüten trägt.
Ich schaue in die Teetasse, in deren weitem Bauch ein kleiner, tröstlich grüner See schwappt. Sehe mich selbst plötzlich winzig klein in dem See, um Hilfe zirpend, die Ärmchen verzweifelt ausgestreckt nach dem viel zu hohen Tassenrand. Mir fällt eine Pflanze ein, die wie trockenes Stroh aussieht, sich aber nach einem Wasserguss zu grüner Pracht entfaltet und wie wiederbelebt aussieht. Auferstehungspflanze nennt man sie, obwohl sie tot ist; sie wirkt nur lebendig, weil ihre trockenen Röhren das Wasser ansaugen und sich grün färben.
Einen Augenblick lang habe ich nicht mehr zugehört. Sie redet immer noch. Und lebende Steine!, sagt sie und macht wieder ihre große Musketier-Bewegung mit dem Arm. Kennst du lebende Steine?
Ja, sage ich, die kenne ich.
Das kann sein, werfe ich ein. Stiefmütterchen habe ich schon zurückschauen sehen – so! Mit verkniffener Miene, als hätte sich das ganze Gesicht um einen Mittelpunkt herum eingekraust.
Ja, sagt sie. Aber schau mal, mein Farn! Und deutet auf die Ampel, die in der Zimmerecke hängt. So! Sie macht eine große Bewegung mit dem Arm. Schau, dieser Bogen, den er macht. Er verneigt sich. Wenn er einen Hut hätte, würde er ihn abnehmen und schwenken (sie macht es vor, in einer schwungvollen Parodie auf d’Artagnan). Er sieht uns an!
Es fällt mir schwer, darauf eine Antwort zu finden; die unverstellte Begeisterung in ihrem Gesicht lässt mich schrumpfen. Vorhin hat sie mir ihre Kamelie gezeigt, die jetzt, Anfang März, prachtvolle rote Blüten trägt.
Ich schaue in die Teetasse, in deren weitem Bauch ein kleiner, tröstlich grüner See schwappt. Sehe mich selbst plötzlich winzig klein in dem See, um Hilfe zirpend, die Ärmchen verzweifelt ausgestreckt nach dem viel zu hohen Tassenrand. Mir fällt eine Pflanze ein, die wie trockenes Stroh aussieht, sich aber nach einem Wasserguss zu grüner Pracht entfaltet und wie wiederbelebt aussieht. Auferstehungspflanze nennt man sie, obwohl sie tot ist; sie wirkt nur lebendig, weil ihre trockenen Röhren das Wasser ansaugen und sich grün färben.
Einen Augenblick lang habe ich nicht mehr zugehört. Sie redet immer noch. Und lebende Steine!, sagt sie und macht wieder ihre große Musketier-Bewegung mit dem Arm. Kennst du lebende Steine?
Ja, sage ich, die kenne ich.
schmollfisch - 2. Mär, 00:33