Wortgesang reloaded - die Fallgrube zwischen zwei Worten
Eine hinreißende Wortgeste entschlüpft A.J.Cronins Heldin Lucy Moore. Daran ist Cronin selbst mit einiger Sicherheit völlig unschuldig, wahrscheinlich auch sein Übersetzer Richard Hoffmann: Lucy erfindet ihr Bonmot ganz alleine. Lucy ist ein taffes Frauchen und hätte, lebte sie in der Gegenwart, bestimmt Karriere gemacht. Leider ist sie um 1880 geboren, was ihr nicht viel Spielraum lässt. Genau genommen gar keinen außer der Option, aus ihrem Gatten einen Mann zu machen. Leider ist der aber ein Schlaffi und trotzt ihren Bemühungen mit einem stillen, sympathischen Galgenhumor.
Ein scharfes Auge hat Lucy auf die Kusine Anna, die sie selbst für eine Woche eingeladen hat (wofür sie sich später ohrfeigen möchte). Anna ist trocken-direkt, auf sinnliche, etwas träge Art attraktiv, intelligent und selbstbestimmt. Obendrein hat sie, wie Lucy hintenherum erfährt, vor Jahren ein uneheliches Kind gehabt (es ist im Babyalter gestorben) und den Vater dazu nie benannt. Das schlägt dem Fass den Boden aus. Lucy traut sich kaum noch, ihren Mann mit diesem Vamp allein zu lassen. Ihren hausfraulichen Ehrgeiz gibt sie indessen keine Minute auf. Anna bekommt jeden Tag ihr Frühstückstablett und ein vorher geplantes Picknick wird mit größter Sorgfalt vorbereitet: Lucy macht nach meiner Rechnung für drei Erwachsene und einen achtjährigen Jungen mindestens zwölf belegte Brote, eine Tüte Krapfen, einen Obstkuchen, ein Paket Zwieback und einen Schwung hartgekochte Eier zurecht (das nur nebenbei). Sie selbst will nach dem Picknick Himbeeren pflücken gehen, ihr Sohn seine Angel ausprobieren – wer beaufsichtigt aber ihren Mann und Anna? Die Sorge treibt Lucy ununterbrochen um und gibt ihr, als an Ort und Stelle der Picknickplatz gewählt wird, die Frage an Anna ein:
„Möchtest du fischen oder pflücken?“
Vielleicht muss man, um diese Frage so zu lesen wie ich, vorher zehn engbedruckte Seiten lang Zeuge von Lucys Sorgen und Ängsten geworden sein. Ich habe jedenfalls weder „fischen“ noch „pflücken“ gelesen, sondern ein anderes Wort, das genau zwischen fischen und pflücken liegt .... Und so kommt Lucys Mann auch, getrieben durch Lucys ununterbrochenen Argwohn, fünf Seiten später zu Fall.
Genauso wie ich, ihe Leserin.
Ein scharfes Auge hat Lucy auf die Kusine Anna, die sie selbst für eine Woche eingeladen hat (wofür sie sich später ohrfeigen möchte). Anna ist trocken-direkt, auf sinnliche, etwas träge Art attraktiv, intelligent und selbstbestimmt. Obendrein hat sie, wie Lucy hintenherum erfährt, vor Jahren ein uneheliches Kind gehabt (es ist im Babyalter gestorben) und den Vater dazu nie benannt. Das schlägt dem Fass den Boden aus. Lucy traut sich kaum noch, ihren Mann mit diesem Vamp allein zu lassen. Ihren hausfraulichen Ehrgeiz gibt sie indessen keine Minute auf. Anna bekommt jeden Tag ihr Frühstückstablett und ein vorher geplantes Picknick wird mit größter Sorgfalt vorbereitet: Lucy macht nach meiner Rechnung für drei Erwachsene und einen achtjährigen Jungen mindestens zwölf belegte Brote, eine Tüte Krapfen, einen Obstkuchen, ein Paket Zwieback und einen Schwung hartgekochte Eier zurecht (das nur nebenbei). Sie selbst will nach dem Picknick Himbeeren pflücken gehen, ihr Sohn seine Angel ausprobieren – wer beaufsichtigt aber ihren Mann und Anna? Die Sorge treibt Lucy ununterbrochen um und gibt ihr, als an Ort und Stelle der Picknickplatz gewählt wird, die Frage an Anna ein:
„Möchtest du fischen oder pflücken?“
Vielleicht muss man, um diese Frage so zu lesen wie ich, vorher zehn engbedruckte Seiten lang Zeuge von Lucys Sorgen und Ängsten geworden sein. Ich habe jedenfalls weder „fischen“ noch „pflücken“ gelesen, sondern ein anderes Wort, das genau zwischen fischen und pflücken liegt .... Und so kommt Lucys Mann auch, getrieben durch Lucys ununterbrochenen Argwohn, fünf Seiten später zu Fall.
Genauso wie ich, ihe Leserin.
schmollfisch - 17. Feb, 23:07