Tagesblupp

Graustufen I

An der Supermarktkasse.
Ein Herr um die 70, Strickjacke, grauer Bart, krummer Rücken, versucht ein Tabakpäckchen wieder ins Regal zurückzuwurschteln. (Auf dem Laufband: 1 Sack Kartoffeln, 1 Beutel Zwiebeln.)
Zweiter alter Herr, Alter dito, Strickjacke, Bart und Buckel dito, schiebt sich heran. "Lass mich ma." Er nimmt beide Hände zu Hilfe und drückt das Tabakpäckchen mit Gewalt hinein. (Auf dem Laufband: 2 eingetütete Roggenbrötchen.)
Alter Herr 1: "Ich sachja immer, die Zigarette nachem Frühstück iss des Beste."
Alter Herr 2: "..." (nuschelt)
"Obwohl, was die hier so verkaufe dunn ..."
"..." (nickt)
"Ich hon ja nen Kumpel, der fährt ab und zu nach Holland, und der bringt mir manchmal was mit, aus em Coffee Shop, verstehsde ... "
"..." (nuschelt)
"Ich sachja immer, in Holland is das alles viel eefacher ... was die hier immer e Gedees dadrum mache ..."
"..." (nickt)
"Das is doch das Beste, sachichja immer, in unserem Alter, nechwa ..."
Kartoffeln und Zwiebeln sind bei der Kassiererin angekommen. Alter Herr 1 zückt das Portemonnaie.
Verkäuferin (professionell): "Und, alles in Ordnung, alles gleich gefunden?"
Alter Herr 1: "Jo, alles, das heißt ... " (wendet sich an Alten Herrn 2 sowie mit der rechten Körperhälfte an mich) ... "was die hier immer für e Gedees drum mache, da musste halt in Holland iekaufe ..." (zahlt) "schöntach noch, gell ..." (geht ab)
Kassiererin (schaut verwirrt hinterher)



Achtung:



Samstagabend in Münster: Lesung des Blauen Salons!

Tableau 2 ist da!

"Der Säumer"

Hier geht's zum Download! Bitte auf das rechte Bild klicken. Das linke führt zum ersten Tableau "Die Phasendrescherin", das natürlich nach wie vor sehr lesenswert ist.
Nicht versäumen! Kostet nix und macht Laune!

Wahn

Ich frage mich, warum, zum Teufel, es bestimmte Dinge einfach nicht gibt, und mag man sich auf den Kopf stellen. Es gibt die Tudor Roses von Alice Starmore nicht, außer von dreihundert Euro an aufwärts hin und wieder bei findmybook. Es gibt nicht, was leichter zu produzieren wäre, sollte man meinen, das One World Video (den musikalischen Kettenbrief, von Sting begonnen und unzähligen erstklassigen Musikern weitergeführt, dass es nur so kracht). Und es gibt nicht, wie ich gerade feststellen durfte, den Godunov-Film mit Ruggero Raimondi in der Titelrolle auf DVD. Außer in Mitschnitten bei jutjube, die sich durch grottenschlechte Bild- und Tonquaität auszeichnen. Die sehen wirklich aus, als hätte jemand das Handy vor den Fernsehbildschirm gehalten.

Warum ist es so wahnsinnig schwer, so was nachzuproduzieren? Ich frag halt nur, weil ich andererseits von wahllosem Schrott jeder Art überschwemmt werde, ohne das nur entfernt zu brauchen. Irgendwo muss da doch eine SCHNITTMENGE möglich sein.

Öhm. Hab gerade in die Tischkante gebissen.

Literarisch anspruchsvoll

Kürzlich hat sich der Fisch einen Krimi gekauft. Ja, echt! Das war ja noch nie da: der Fisch hat sich einen Krimi gekauft! Es war einer vom Wühltisch, spielte in Irland und wurde auf dem rückwärtigen Einbanddeckel als "literarisch anspruchsvoll" gepriesen. Anspruchsvoll war jedenfalls erst mal das Preisetikett auf der Rückseite. Da war zwar ein Strichcode, aber er war überklebt und rot angestrichen. Dass der Fisch irgendein Sonderangebot an Land gezogen hatte, wies schon der Remittendenstempel am unteren Rand klar aus, aber was der Krimi nun kosten sollte, stand nirgends. Der Scanner an der Kasse meldete ERROR und schwieg hinfort. Klar, hier war Detektivarbeit gefragt ... Die Kassiererin, eine ältliche Dame (ungefähr ebenso alt wie der Fisch) mit auf die Nasenspitze gerutschter Lesebrille, rief eine Kollegin herbei und beauftragte sie, auf dem Wühltisch nach einem zweiten Exemplar des Buches zu suchen, möglichst mit leserlichem Preis. Während die Kollegin sucht, lehnt der Fisch flossentrommelnd am Tresen und die Kassiererin besieht sich stirnrunzelnd die Inhaltsangabe auf dem hinteren Einbanddeckel, auf dem von einem tödlichen Verkehrsunfall in einem Provinznest, einem "abgehalfterten" Polizisten und korrupten Vorgesetzten die Rede ist. "Das wär auch mal ein Buch für mich", bemerkt die Kassiererin, "sowas mit Psychopathen lese ich auch gerne ..."
"Ach ja?", antwortet der Fisch höflich.
"Ich hatte neulich so ein Buch, auch vom Wühltisch", berichtet die Kassiererin, "da ging es um eine Frau, die lebendig begraben wurde ... sie war bewusstlos geschlagen worden und wachte im Sarg wieder auf ... der Täter war so ein Verrückter, der das mit Absicht machte ... wie hieß das Buch nur noch, warten Sie mal, wie hieß das noch ..."
Der Fisch grübelt und erinnert sich an zwei Filme, in denen es um lebendig eingesargte Menschen ging; der eine mit Kevin Beacon und Jeff Bridges, der andere mit Hannelore Hoger. Aber Bücher mit diesem Thema fallen ihm nicht ein, außer einer Geschichte von Edgar Allan Poe, die die Kassiererin mit Sicherheit nicht meint. "Warten Sie mal ...", die Kassiererin fasst sich an die Stirn, "das war ein Serienmörder, ich komme noch drauf, Moment ..." Mittlerweile stehen zwei weitere Kunden fingertrommelnd am Tresen, die rettende Kollegin mit der korrekten Preisangabe ist nicht in Sicht, der Fisch hat das Portemonnaie offen, aber keine Anweisung, wieviel er zahlen soll. "Warten Sie mal ... ich komm noch drauf ..."
"War es vielleicht dieses", nun kommt der Fisch selbst nicht drauf, "dieses Dingsbums, das von Lars Stiegson, dieses Millenniumdingsda, da wird eine Frau lebendig eingegraben ....", die Kassierin blickt interessiert; gibt es wirklich noch Menschen, die das Millenniumdingsda nicht kennen?? -, "aber die hatte einen Kopfschuss ... und hat sich selbst wieder befreit ..."
Aus den zwei fingertrommelnden Kunden sind inzwischen vier geworden. Der letzte macht den Hals lang und versucht den Titel des literarisch anspruchsvollen Krimis zu lesen, den der Schmollfisch kaufen will. Die Kollegin kommt nicht. Die Kassiererin dreht das Buch hin und her. "Nee, so was war es nicht, die lag im Sarg, und der Täter hatte extra ein Mikrophon eingebaut und ein Kabel rausgelegt, um ihre Schreie hören zu können ... echt total krank sowas ... aber ich hab es gerne gelesen ..."
Ein Blinken auf dem Bildschirm. "Ach, sehen Sie, nun hat der Scanner es doch gefressen. Drei fünfzig macht das."
Der Schmollfisch zahlt erleichtert und lässt sich das Buch eintüten. Im Weggehen ruft die Kassiererin noch hinter ihm her:
"Und das Tollste war - das Buch stammte von einer FRAU!!!"

Lesung in Freiberg



Schön, wie vieles da läuft im Blauen Salon!
Ich werde wieder dabei sein und freue mich schon - auf die erste Begegnung mit manchen Salonern und das Wiedersehen mit anderen.
Samstag, den 29.1. im Dunkelhof in Freiberg!

Neues Buch der Schreibspechte

Die Schreibspechte haben ihr zweites Buch fertig. Es ist auch schon hier bei Amazon gelistet. Kann dort oder auch bei mir bestellt werden. (Ich habe es noch nicht hier, werde aber meinen Stapel noch diese Woche bekommen.)
Außer den schon in "Zu viel Bein" vertretenen Autoren haben wir ein paar Neue dazubekommen. Neun Autoren haben Texte beigesteuert - folglich ist das Buch umfangreicher als unser erstes.

Noch mehr auf die Ohren

Der Ohrenschützer liest dankenswerterweise wieder was von mir: Mein einsames Kätzchen!

Hummeln und Spinnen

Und nachlesen kann man es hier, wer möchte:

Hummeln und Spinnen: der Text

Danke, lieber Ohrenschützer! Wundervoll wie immer!

Und weil wir gerade die Ohren weit offen haben, noch ein Fundstück: Nachdem ich das nach links und rechts verlinkt habe, bei Facebook, im Blauen Salon, im Klassikforum und was weiß ich wo noch, zeige ich es auch hier.

Aber nicht vergessen, auch Hummeln und Spinnen zu hören!!



Tempos bereitlegen und sich bezaubern lassen!

Der Ohrenschützer liest

Ich darf mal wieder auf den Ohrenschützer-Podcast verweisen. Dankenswerterweise hat der Ohrenschützer meinen Orpheus gelesen, und zwar so einfühlsam und kreativ, wie wir es von ihm gewohnt sind.
Ich empfehle: reinhören und staunen!
Der Ohrenschützer-Podcast
Vielen Dank, verehrter Ohrenschützer! Immer wieder gerne!

Lesung in Paris

... ein kleiner Ausschnitt ...



Ein zweisprachiger Notsitz.
Ist dieses "nee" nicht hübsch?
Wir hatten eine lange, intensive, inspirierende Lesung, tolle Gäste, feine Musik und eine wunderbare Umgebung (in einer Galerie mit Klangskulpturen).

Ob es für den Fisch, der kaum drei Worte Französisch spricht, eine weise Entscheidung war, in Paris zu lesen, sei dahingestellt. Es kommt wohl kaum wieder vor.

Grüße nach Frankreich!

Lesung in Paris!

>

Blubbern als Kunst!

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Wort des Monats

"Es gibt in der geistigen Welt weitaus mehr Gnade, als sich der Mensch vorstellen kann."
(Meridian 2/2012)

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