Demnächst 50 ...

... also ich.

Karriere

Ich trete in den Frisiersalon, bekleidet mit Tuchmantel und Mütze.

Friseur stylish: »Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?«
Ich nehme Mütze ab und präsentiere lachs- bis apricotfarbenes Haar: »Gute Frage. Sehen Sie mich bloß an!«
Friseur mustert schweigend.
Ich: »… wollte nur einen ganz leichten Rotstich. Habe nur eine ganz kleine Packung Henna genommen. Und nun sehen Sie das bloß an!«
Friseur mustert.
Ich: »... genau an die Gebrauchsanweisung gehalten!!«
Friseur beaugenscheinigt.
Ich: »Was soll ich denn jetzt bloß machen? Drüberfärben? Oder? So?«
Friseur pomadig: »Nein. Geht nicht. Also ich nehme in meinem Geschäft nie Pflanzenfarben. Da weiß man vorher nie, was nachher rauskommt.«
Ich mit hysterischen Obertönen: »Aber was soll ich dann jetzt bloß machen??«
Friseur marzipanig: »Ärgern Sie sich doch nicht! Ich finde diese Haarfarbe sehr trendy. Hip. Chillig, Sie verstehen. Der Schnitt ist natürlich ein wenig, hm, smooth. Der passt nicht zur Coloration. Kommen Sie. Nehmen Sie Platz. Kommen Sie. Nehmen Sie hier Platz.« Schiebt mir einen Sessel unter, stellt mir einen Latte Macchiato vor die Nase und kreiert einen Raspelschnitt mit drei Strähnen in Mundwinkellänge.

Friseur zurücktretend: »So, das hat nicht jeder. Das gibt Ausstrahlung. Das kommt fresh rüber. Fünfundsiebzig Euro bitte.«

Ich gucke in den Spiegel, finde mich geilomat, setze den Deckel wieder auf und mach mich fluffig easy vom Acker.

brille

Aus dem Zettelkasten ...

schreibarbeit
(wieder mal nix gefunden im Arbeitsamt für Romanfiguren ... siehe unten)

felix raucht mir
ein loch in den schädel
mit bandagierter faust
ulli zeigt krokodilhände
lisa die glückliche dichterin
beschwört erdbeerenritter
jürgen klopft den stein der weisen
alles besser als auf fahrradsätteln
nächtigen

bringt nichts ein
bringt sich nicht ein
muss sich die fachsprache aneignen
dringt nicht
tief genug

wir schreiben formulare
ich baue
welten


lektorenleid

...

Cappucinokränzchen

Da hinten steht meine Schwester, die sich gerne einen Tee machen würde. Aber sonntags riecht es nicht nach Tee. Sonntags riecht es nach Cappuccino. Nie kann ich mir merken, wie man dieses Wort schreibt, zwei P zwei C. Italienisch. Im Kopf buchstabieren, statt Kaffeekränzchen gibt es heute nur noch Cappuccinokränzchen mit Cappuccinotrinkern und Stracciatellasahnetorten und ohne Zuckerstückchendöschen. Wo ist eigentlich das Zuckerstückchendöschen, Mama? - Das Zuckerstückchendöschen wurde absichtlich vergessen. - Armes Ding, wie ungerecht. – Nana … - Nein. Das ist nicht wider jede Gerechtigkeit. Das ist die Generalforderung nach Abschaffung von Diminutivsuffixen, dem ganzen verwirrenden »Zekkah« und »Chhhh« der deutschen Sprache. - Na ja, der Duden von heute ist ein dickes Buch, mehr nicht. Was drin steht, stimmt schon lange nicht mehr. Sprache lebt. Stimmt. Die Stracciatellasahnetorte auch. Ich würde zu gerne wissen, ob das Wort Stracciatellasahnetorte im Duden steht. Zuckerstückchendöschen steht nicht drin, das habe ich letzten Sonntag nachgeschlagen. Die gelangweilten Cappuccinokränzchenbesucher würde es sicherlich auch interessieren. Sie haben eh nichts anderes zu tun, als Cappuccino zu trinken und ihre Torte zu essen, kleine Sahneauffangschüsselchen in der Hand und die Hand unterm Tisch, damit sie die Stracciatellasahne heimlich, wenn niemand hinsieht, vom Teller in das Sahneauffangschüsselchen kehren, mit nach Hause nehmen können. Ich wette, sie haben schon eine ganze Sammlung Schüsseln voll Sahne zuhause hinter ihren Glasvitrinen. Wenn ihnen langweilig wird, besehen sie sich die Vitrine und denken wehmütig an vergangene Cappuccinokränzchen. Wie ich, denke ich, und schmiere ein wenig klebrige Stracciatellasahne zwischen die Seiten des dicken Buches.

(Gastbeitrag von Antonia anlässlich fetter Torte heute nachmittag ... Danke Antonia!)

Blubbern als Kunst!

besetzte-stuehle-3-klein

Wort des Monats

"Es gibt in der geistigen Welt weitaus mehr Gnade, als sich der Mensch vorstellen kann."
(Meridian 2/2012)

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