Vorspiel
Der Brief rutscht durch den Spalt unter der Wohnungstür, als sie gerade daran vorbeigeht. Ohne einen Laut schiebt sich das weiße Viereck ins Zimmer. Kein Klingeln an der Tür, keine Schritte im Flur, nur das weißt Kuvert auf dem Linoleum. Ohne Adresse darauf.
Die Klappe ist nicht zugeklebt und öffnet sich von selbst, als sie den Brief in die Hand nimmt. Der Umschlag ist leer bis auf ein Foto.
Sie setzt sich auf die Kante des durchgesessenen Sofas. In der Wohnung stehen kaum noch Möbel. Fast alles ist ausgeräumt. Das Bücherregal leer, die Türen des Kleiderschranks stehen offen. Ein einzelner Stuhl wendet dem dreibeinigen Tisch den Rücken zu, als wolle er nichts damit zu tun haben.
Als Kind hat sie Klavier gespielt, manchmal sogar in Schülerkonzerten mitgewirkt. Sie erinnert sich: Einmal ist mitten in ihren konzentrierten Spiel ein Journalist hinter sie getreten und hat sie fotografiert. Der plötzliche Lichtblitz aus der Kamera brachte sie aus dem Takt. Ihre Finger verhedderten sich, stolperten über ihren flinken Lauf auf den Tasten, sie hob die Hände und versuchte die Panik niederzukämpfen, und als sie die Finger wieder auf die Klaviatur legte, hatten sie keine Gelenke mehr und hingen kalt und steif an ihren Armen wie ein totes Gewicht. Mühsam und stolpernd brachte sie ihr Vorspiel zu Ende, es gelang nichts mehr. Seitdem hat sie es immer gehasst, fotografiert zu werden.
Seitdem hat sie kein Foto von sich ansehen können, ohne sich an diese Niederlage zu erinnern.
Sie betrachtet das Foto in ihren Händen. In der Türöffnung steht ein schwarzer Mann mit weißem Hemd.
Das ist aber nett, dass Sie schon fertig sind, sagt er. Die wenigsten sind so entgegenkommend.
Die Klappe ist nicht zugeklebt und öffnet sich von selbst, als sie den Brief in die Hand nimmt. Der Umschlag ist leer bis auf ein Foto.
Sie setzt sich auf die Kante des durchgesessenen Sofas. In der Wohnung stehen kaum noch Möbel. Fast alles ist ausgeräumt. Das Bücherregal leer, die Türen des Kleiderschranks stehen offen. Ein einzelner Stuhl wendet dem dreibeinigen Tisch den Rücken zu, als wolle er nichts damit zu tun haben.
Als Kind hat sie Klavier gespielt, manchmal sogar in Schülerkonzerten mitgewirkt. Sie erinnert sich: Einmal ist mitten in ihren konzentrierten Spiel ein Journalist hinter sie getreten und hat sie fotografiert. Der plötzliche Lichtblitz aus der Kamera brachte sie aus dem Takt. Ihre Finger verhedderten sich, stolperten über ihren flinken Lauf auf den Tasten, sie hob die Hände und versuchte die Panik niederzukämpfen, und als sie die Finger wieder auf die Klaviatur legte, hatten sie keine Gelenke mehr und hingen kalt und steif an ihren Armen wie ein totes Gewicht. Mühsam und stolpernd brachte sie ihr Vorspiel zu Ende, es gelang nichts mehr. Seitdem hat sie es immer gehasst, fotografiert zu werden.
Seitdem hat sie kein Foto von sich ansehen können, ohne sich an diese Niederlage zu erinnern.
Sie betrachtet das Foto in ihren Händen. In der Türöffnung steht ein schwarzer Mann mit weißem Hemd.
Das ist aber nett, dass Sie schon fertig sind, sagt er. Die wenigsten sind so entgegenkommend.
schmollfisch - 26. Mär, 20:57