Flaschen und Nahtod
Wie schön das von denjenigen beschrieben wird, die schon im Übergang begriffen waren und wieder zurückkamen: Ein Tunnel, von strahlendem Licht erfüllt, und am Rande des Weges warten unsere Freunde und Verwandten, die uns vorausgegangen sind, um uns in Empfang zu nehmen und sicher hinüberzugeleiten, wo alles Licht und Friede ist. Ja. Was aber passiert mit denen, die nicht dorthin gehen, wo Licht und Friede ist? In „Das Herz der Hölle“ beschreibt Grangé, wie der Polizist Luc, wohlversehen mit satanistischen Insignien, sich in den Selbstmord stürzt, um einen Blick auf die andere Seite zu werfen, die ganz andere. (Warum will er das bloß wissen?) Er beschreibt später seine Eindrücke: Das Licht, das er sieht, ist nicht hell, sondern rot; die Tunnelwände bestehen aus schreienden Gesichtern, und am Ende des Tunnels erwartet ihn das Gesicht eines alten Albinos, umgeben von phosphoreszierenden Haaren. Ja, klingt nicht übel. Komisch eigentlich, dass außer Grangé da noch niemand drauf gekommen ist.
Ich habe mir heute im Supermarkt, vor dem Automaten, der die Pfandflaschen zurücknimmt, ein ganz anderes Bild gemacht. Zunächst einmal nimmt der Automat die Flaschen nicht gern so, wie sie sind. Nicht, wenn sie zerbeult und platt gedrückt sind, dann gibt er sie mit der Bemerkung „gehört nicht zum Sortiment“ zurück. Man muss die Flaschen wie Luftballons aufblasen und alle Unebenheiten herausdrücken, um sie für den Automaten passend zu machen, und man muss sie richtig herum hineinschieben, nicht kopfvoran wie wir etwa zum MRT in die dröhnende Röhre wandern, sondern ärschlings, mit dem Kopf zuletzt. In der hellen Röhre werden die Flaschen gedreht und von allen Seiten beleuchtet, während ein magisches Auge darüber tickt und prüft, ob auch wirklich alles passt. Wer nicht passt, wird unbarmherzig wieder hinausgeschoben, zum direkten Weg in den Restmüll verdonnert. Wer halbwegs passt, wandert zentimeterweise weiter die Röhre entlang, während ihm am anderen Ende ein Licht aufmunternd entgegenstrahlt. Dieses Licht ist aber nur für Superflaschen da die glasharten, klirrenden, singenden. Die ganz normalen blubbrigen Weichplasteflaschen werden, just wenn es am schönsten ist, von einer Klappe, die von oben herabfällt, unbarmherzig seitwärts aus dem Weg gehauen und wandern … ja, wohin wohl? Da, wo laut Grangé die Tunnelwände aus Gesichern bestehen und ein albinohafter Greis mit elektrischen Haaren lauert? Wohl eher nicht, da steht wahrscheinlich auch wieder so eine Tonne, wie überall. Genau erfahren werden wir es erst, wenn wir selbst so eine Flasche sind. Zurechtgebeult und garantiert zum Sortiment gehörig, richtig herum einsortiert, von allen Seiten beleuchtet, gemustert und geprüft und kurz vor dem Ziel mit einem lockeren Schlag seitwärts aus der Bahn gehauen. Klack, macht es. Wohin des Wegs? Wer nimmt uns auf?
Ich habe mir heute im Supermarkt, vor dem Automaten, der die Pfandflaschen zurücknimmt, ein ganz anderes Bild gemacht. Zunächst einmal nimmt der Automat die Flaschen nicht gern so, wie sie sind. Nicht, wenn sie zerbeult und platt gedrückt sind, dann gibt er sie mit der Bemerkung „gehört nicht zum Sortiment“ zurück. Man muss die Flaschen wie Luftballons aufblasen und alle Unebenheiten herausdrücken, um sie für den Automaten passend zu machen, und man muss sie richtig herum hineinschieben, nicht kopfvoran wie wir etwa zum MRT in die dröhnende Röhre wandern, sondern ärschlings, mit dem Kopf zuletzt. In der hellen Röhre werden die Flaschen gedreht und von allen Seiten beleuchtet, während ein magisches Auge darüber tickt und prüft, ob auch wirklich alles passt. Wer nicht passt, wird unbarmherzig wieder hinausgeschoben, zum direkten Weg in den Restmüll verdonnert. Wer halbwegs passt, wandert zentimeterweise weiter die Röhre entlang, während ihm am anderen Ende ein Licht aufmunternd entgegenstrahlt. Dieses Licht ist aber nur für Superflaschen da die glasharten, klirrenden, singenden. Die ganz normalen blubbrigen Weichplasteflaschen werden, just wenn es am schönsten ist, von einer Klappe, die von oben herabfällt, unbarmherzig seitwärts aus dem Weg gehauen und wandern … ja, wohin wohl? Da, wo laut Grangé die Tunnelwände aus Gesichern bestehen und ein albinohafter Greis mit elektrischen Haaren lauert? Wohl eher nicht, da steht wahrscheinlich auch wieder so eine Tonne, wie überall. Genau erfahren werden wir es erst, wenn wir selbst so eine Flasche sind. Zurechtgebeult und garantiert zum Sortiment gehörig, richtig herum einsortiert, von allen Seiten beleuchtet, gemustert und geprüft und kurz vor dem Ziel mit einem lockeren Schlag seitwärts aus der Bahn gehauen. Klack, macht es. Wohin des Wegs? Wer nimmt uns auf?
schmollfisch - 8. Okt, 01:04