Abgewöhnen

fish and chips ...

Wenn sich der Fisch so zusammenzählt, was ihn alles von der Arbeit abhält, dann ist es schon erstaunlich, dass er überhaupt noch zum Arbeiten kommt. Der Alltag besteht nur aus schlechten Angewohnheiten. Und dumpf erinnert sich der Fisch, gelesen zu haben, dass alle neuen, besseren Angewohnheiten mindestens drei Wochen lang kontinuierlich ausgeübt werden müssen, um in den Alltag integriert zu werden. Wer sich zum Beispiel vornimmt, ab sofort jeden Tag wenigstens eine halbe Stunde lang stramm zu marschieren, der wird erst nach drei Wochen konsequenter Ausübung so weit sein, dass jene halbe Stunde fehlt, wenn sie entfällt.
Der Fisch kann das so nicht bestätigen; wenn er heute das erste Mal seit sechs Wochen eine Tüte Chips isst, dann fehlt ihm diese Tüte Chips morgen, obwohl er keineswegs drei Wochen lang jeden Tag konsequent eine Tüte Chips gegessen hat, so gern er es auch täte. (Nicht dass das wirklich vorkäme; was Chips angeht, sind sechs Tage Abstinenz schon ein Gewinn.)
Aber eigentlich darf der Fisch ja gar keine Chips mehr, weil er abnehmen sollte. Diese Fresserei zählt zu den vielen schlechten Angewohnheiten des Fischs, die entsorgt werden müssen. Dazu gibt es auch gute Ratschläge.

"Wer erfolgreich ist, erwartet normalerweise auch eine Belohnung; das ist beim Abnehmen nicht anders. Wer zu bescheiden ist, sich hierfür zu belohnen, verzichtet aus lauter falschverstandener Bescheidenheit noch aufs Abnehmen?
Als Belohnung geeignet sind weniger essbare Dinge, sondern eher etwas zum Anziehen, für die Wohnung usw. Achtung: Zu viel Belohnung kann zur teuren Angewohnheit werden!"

Quelle: fressnet

In früheren Zeiten hat sich der Fisch, wenn er drei Wochen lang konsequent auf Chips und deren Verwandte verzichtet hat, als Belohnung ein Taschenbuch geleistet. Am liebsten eines von Jean-Christophe Grangé, das ist der mit dem vielen Blut, die purpurnen Flüsse, das ist gut für die Stimmung nach all dem Triebverzicht. Aber das geht irgendwie nicht mehr, der Fisch hat mittlerweile schon derart viele Chips drei Wochen lang nicht gegessen, dass der Bücherschrank aus allen Nähten platzt. Außerdem kommen sowieso ständig neue Taschenbücher dazu, weil das Kaufen von Taschenbüchern auch so eine schlechte Angewohnheit des Fischs ist und Grangé ja nicht freiwillig mit Schreiben aufhört. Vielmehr sollte der Fisch drei Wochen lang kein Taschenbuch kaufen (oder eintauschen, das kommt auf das gleiche raus) und sich für diese Abstinenz mit irgendwas belohnen. Aber womit? Chips sind ja schon ausgeschieden. Wie wäre es mit dem Kauf eines schönen bunten Kammzugs für das Spinnrad? Aber auch davon hat der Fisch schon so viele liegen (Spinnerinnen nennen das "mein stash"), dass es vielmehr angebracht wäre, eine mindestens dreiwöchige Kammzug-Abstinenz einzuschalten. Womit können wir uns dafür belohnen? Keine Chips, kein Grangé. Ein schönes Paar Perlmuttohrringe? Bloß nicht! Selbst wenn wir uns noch acht Paar Ohren annähen, würde das zur Präsentation aller unserer Perlmuttklunker nicht reichen. Vielmehr schwimmen wir als Belohnung einmal in flottem Tempo um den Blog. Aber nein, das kann’s auch nicht sein, da sind wir ja sowieso schon viel zu oft und zu lange. Einmal Spider Solitär spielen? Bloß nicht! Lieber den Laptop zuhauen und sich dabei die Flossen abklemmen. Ins Kino gehen? Da schläft der Fisch immer ein. Ein Glas Rioja? Wäre eine gute Idee, wenn wir nicht sowieso schon jeden Abend in der Flasche gründeln täten - ein Glas mehr gibt der Galle vollends den Rest. Ein fetziges Püllchen für den Frühling? So was gibt es nicht für Kugelfische, für die gibt es nur unfetzige Zelte. Eine Kreuzfahrt in der Karibik? Jack Sparrow ist dem Fisch zu ungewaschen und auf Will Turner steht er nicht.
Der Versuch, sich selbst zu erziehen, scheitert zwangsläufig, wenn man überhaupt nur aus schlechten Angewohnheiten besteht. Sich die eine zu verkneifen, bringt mit sich, dass man einer von den vielen anderen nachgeht. Oder anders gesagt: Womit soll man sich bitteschön belohnen, wenn man sich alles, womit man sich belohnen könnte, eh schon gönnt? Und wie soll man sich etwas abgewöhnen, wenn alles, was man statt dessen Schönes tun könnte, ebenfalls auf der Liste abzugewöhnenden Verhaltens steht? Etwelche guten Ideen werden gern entgegengenommen.

Blubbern als Kunst!

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