Sturz des Riesenhasen

Eine Künstlergruppe namens "Gelatin" hat die Geschichte unseres Hasen auf dem Weg durch Zeit und Raum um ein weiteres Kapitel bereichert. Vermutlich wäre ich nie darauf gekommen, wenn ich nicht zufällig in der Strickcommunity Ravelry auf eine Recherche nach einem "möglichst großen Kuscheltier" gestoßen wäre. Es kamen alle möglichen Vorschläge zum Nachstricken, aber außer Konkurrenz dürfte dieser Riesenhase gelaufen sein, der aussieht, als hätte Meister Gulliver in unserem Liliputland eine gigantische Hasengestalt angenommen.



Das ist ein Screenshot von GoogleEarth, und der Bildausschnitt zeigt die Umgebung des kleinen Ortes Artesina in den Piemonteser Bergen. Da liegt der Hase friedlich und stört niemanden; und wenn Gott ihn nicht aufhebt, wird er dort liegen bleiben, bis er mitsamt seinem strohgestopften Bauch verwittert und verweht ist. Bis dahin erhält er regelmäßig Besuch von Pilgern, Wanderern und Hasenanbetern, die sogar ihr Zelt neben ihm aufschlagen und sich auf seinem Bauch schlafen legen. Hier eine Vergrößerung. 65 Meter lang ist der Hase.



Die Künstlergruppe Gelatin stammt übrigens aus Wien. Das wundert mich nicht. Der mild-autoritäre Humor der Wiener, wie er sich z.B. in der in U-Bahnstationen aushängenden sanften Warnung "Rauchen kann Ihr Geldbörsel belasten" niederschlägt, passt sehr gut zu diesem gleichsam von einem Götterkind fallen gelassenen Spielzeug.

In einer (sehr gruseligen) Geschichte von einem Autoren namens T.E.D. Klein mit dem Titel "Nadelman's God" gibt es eine Szene, in der der Held Nadelman als Kind am Strand spaziert. Der Himmel ist wolkenbedeckt, er geht und geht, und plötzlich reißt die Wolkendecke für einen Sekundenbruchteil auf, und er sieht ein gigantisches Gesicht über die Welt herabgebeugt: Gott schaut in sein Goldfischglas. Die Szene dauert, wie gesagt, nur einen Augenblick lang, aber sie hat die Qualität eines Schnappschusses, der sich tief ins Gedächtnis gräbt.

Ich weiß nicht, wer solche Hasenideen hat und vor allem nicht, wer dafür sein Geldbörsel aufgemacht hat. (Die Künstlergruppe soll fünf Monate daran gearbeitet haben.) Aber, auch wenn es albern klingt - ich denke mir immer, solange es so zweckfreien, friedlichen und liebevollen Humor gibt, sind wir nicht verloren.

Ein frohes und gesundes 2012 jedem, der hier vorbeikommt.

Blubbern als Kunst!

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