Besäufnis

Schmollfisch hat endlich »Der vierzehnte Stein« von Fred Vargas gelesen, der seit ungefähr einem Jahr auf dem Stapel ungelesener Bücher liegt. Das Buch ist 2005 erschienen und komplett in alter Rechtschreibung gesetzt.

Da steht »dass« und »verpiss dich« wieder mit ß und die Kommata hinter Frage- und Ausrufesätzen sind auch verschwunden.

Nun ist das ja nicht so ungewöhnlich, Schmollfisch hat schon im Weihnachtsbuch von 2005, nämlich »Das nackte Leben« von Lea Singer, eine mehr oder wenige vollständige Rückkehr zur alten Rechtschreibung bemerkt. Nach Weihnachten ist vor Weihnachten, sagt man; oder: Nach der Reform ist vor der Reform. Kennt man ja. Den Schmollfisch beschäftigt was anderes. In Fred Vargas' Roman gibt es ein Wort, das mehrfach auftaucht und sich offenbar nicht entscheiden kann, welchen Geschlechts es sei. (Es geht den Wörtern wie den Menschen.) Gemeint ist das Wort »Besäufnis«.

Bei Vargas steht durchgehend »das Besäufnis«. Es gibt viele Besäufnisse in diesem Buch; Kommissar Adamsberg verliert die Contenance so vollkommen, dass er beinahe wähnt, während seines Filmrisses (das Wort Filmriss ist mit dem Wort Besäufnis weder verwandt noch verschwägert, sondern nur benachbart!) einem Mädchen den Hals umgedreht zu haben. Bei Patricia Highsmith, erinnert sich der Schmollfisch, steht in einer Erzählung der Satz: »Was Edmund braucht, ist eine ordentliche Besäufnis.« Lassen wir die Mehrheit entscheiden, gucken wir bei Google nach: Für »die Besäufnis« gibt es 58 Fundstellen, wobei sich auch Konstruktionen wie »Die Besäufnis-Szene« finden; die gehen natürlich ab. »Das Besäufnis« beschert uns 4.120 Fundstellen. Vielleicht erhellt uns vergleichende Forschung das Finsternis? Es heißt »das Geheimnis«, aber »die Befugnis«, »die Bewandtnis«, aber »das Hemmnis« - oder?? Google findet immerhin 237mal »die Hemmnis«, 638mal »das Hemmnis«. Die Ergebnis ist wesentlich ausgeglichener als bei dem der Besäufnis. Schmollfisch kommt zu das Erkenntnis »wie man weiß, weiß man nichts«, nachdem sogar Juristen dann und wann zu eineR Erkenntnis kommen, diese aber bisweilen in eineM Schuldanerkenntnis besteht. Rettet dem Dativ.

Schmollfisch besaß einst ein Kinderlexikon und erinnert sich deutlich an den Eintrag zu dem Wort »Dschungel«: Man könnte der, die, das Dschungel sagen. Geläufig ist »der Dschungel«. In Schmollfischs Übersetzung der Dschungelbücher von Kipling war Dschungel hingegen eine Sie. Unvergessen bleibt Balus Ausruf, nachdem Mogli von einer Herde Affen entführt wurde: »Was schiert mich die Dschungel!«

Was schiert den Schmollfisch das Sprachdschungel. Ran an dem Besäufnis.

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