Schmollfisch liest ein Schreibforum
Ein kleines Café in der Innenstadt.
Draußen rieselt seit Stunden der Regen. Das Kopfsteinpflaster glänzt vor Nässe. Schwarze und dunkelblaue Regenschirme mit Beinen hasten vorbei. Ab und zu rasselt eine Straßenbahn.
Im Café ist es laut, verräuchert und gemütlich. Immer wieder klappt die Tür, kommt jemand herein, schüttelt den Schirm aus und wirft einen Blick in die Runde. Meistens entdeckt man sofort Bekannte, setzt sich zu ihnen an den Tisch, mischt sich ins Gespräch. Das Café hat keine Polizeistunde, und ganz leer ist es nie: Einer sitzt immer in der Ecke und liest Zeitung, die Witzspalte zum Beispiel oder die Kontaktanzeigen.
Heute, Sonntagabend platzt das Café aus allen Nähten. Alles redet durcheinander. Schrilles Gelächter steigt wie Fontänen aus der allgemeinen Quasselkulisse. Manchmal wird auch sekundenlang leises, durchdringendes Weinen hörbar, verstummt aber schnell, wenn andere Gäste tröstend herbeieilen. In dem allgemeinen Rhabarber ist kaum eine einzelne Stimme herauszuhören. Da plötzlich scharren Füße, ein Stuhl fällt mit Krachen um. Mitten im Café steht eine Dame auf, abenteuerlich anzusehen mit rot und safrangelb gemustertem Poncho und einem grauen Haarschopf, der sich sträubt wie der Federbusch eines Wiedehopfs.
»Ich gehe jetzt«, verkündet sie lauthals mit dröhnender Stimme. »Hier hört mir keiner zu.«
Niemand reagiert. An den Nachbartischen geht das Geschnatter weiter.
»Wenn ihr mich nicht haben wollt, dann sagt es gefälligst klar und deutlich.«
Niemand antwortet. Niemand hebt den Stuhl auf. Die wiedehopfhaarige Dame blickt herausfordernd in die Runde und sieht nur Profile und Hinterköpfe. Niemanden interessiert, dass ihr keiner zuhört und sie jetzt gehen will.
Erst, als sie den umgeworfenen Stuhl auf die Seite schubst und majestätisch dem Ausgang zuschreitet, werden ein paar Leute an den Nachbartischen aufmerksam.
»Sag mal, gehst du wirklich?«
»Das meinst du doch nicht ernst.«
»Wir hören dir doch zu, was willst du denn mehr?«
»Ich hab dir die ganze Zeit zugehört. Ich hab nur zufällig woandershin geschaut.«
»Ich kriege fast alles mit, aber ich kann nicht überall antworten, so viel Zeit habe ich nicht.«
»Ich mein es nicht persönlich. Hab ja auch noch anderes zu tun.«
»Hier gleich um die Ecke ist noch ein Café, da ist nicht so viel Betrieb, versuch es doch mal da. Aber da sitzen nur Idioten.«
Immer mehr Gäste bemerken die Dame mit dem grauen Haarschopf und geben ihre Meinung ab.
»Die redet sowieso nur Käse. Um so besser, wenn sie abhaut.«
»Ich habe gleich gewusst, das ist ein blöder Laden hier. Wenn sie wirklich geht, geh ich mit.«
»Wo gehst du hin? Sag! Wir kommen alle mit!«
Die Dame mit dem Wiedehopfkamm schaut verunsichert in die Runde.
»Ich weiß nicht ...«, stottert sie, »also wenn ihr meint ...«
Allgemeins Gemurmel. Der Grundton ist eher beruhigend. Die Dame setzt sich und streicht ihre gesträubten Haare glatt.
»Wenn ihr meint. Kann ich noch ein Bier haben?«
Die Gäste wenden ihr den Rücken zu. Ein Kellner bringt das bestellte Bier. Die Dame beugt sich über das Glas. Eine Träne rollt in den weißen Schaum.
Draußen rieselt seit Stunden der Regen. Das Kopfsteinpflaster glänzt vor Nässe. Schwarze und dunkelblaue Regenschirme mit Beinen hasten vorbei. Ab und zu rasselt eine Straßenbahn.
Im Café ist es laut, verräuchert und gemütlich. Immer wieder klappt die Tür, kommt jemand herein, schüttelt den Schirm aus und wirft einen Blick in die Runde. Meistens entdeckt man sofort Bekannte, setzt sich zu ihnen an den Tisch, mischt sich ins Gespräch. Das Café hat keine Polizeistunde, und ganz leer ist es nie: Einer sitzt immer in der Ecke und liest Zeitung, die Witzspalte zum Beispiel oder die Kontaktanzeigen.
Heute, Sonntagabend platzt das Café aus allen Nähten. Alles redet durcheinander. Schrilles Gelächter steigt wie Fontänen aus der allgemeinen Quasselkulisse. Manchmal wird auch sekundenlang leises, durchdringendes Weinen hörbar, verstummt aber schnell, wenn andere Gäste tröstend herbeieilen. In dem allgemeinen Rhabarber ist kaum eine einzelne Stimme herauszuhören. Da plötzlich scharren Füße, ein Stuhl fällt mit Krachen um. Mitten im Café steht eine Dame auf, abenteuerlich anzusehen mit rot und safrangelb gemustertem Poncho und einem grauen Haarschopf, der sich sträubt wie der Federbusch eines Wiedehopfs.
»Ich gehe jetzt«, verkündet sie lauthals mit dröhnender Stimme. »Hier hört mir keiner zu.«
Niemand reagiert. An den Nachbartischen geht das Geschnatter weiter.
»Wenn ihr mich nicht haben wollt, dann sagt es gefälligst klar und deutlich.«
Niemand antwortet. Niemand hebt den Stuhl auf. Die wiedehopfhaarige Dame blickt herausfordernd in die Runde und sieht nur Profile und Hinterköpfe. Niemanden interessiert, dass ihr keiner zuhört und sie jetzt gehen will.
Erst, als sie den umgeworfenen Stuhl auf die Seite schubst und majestätisch dem Ausgang zuschreitet, werden ein paar Leute an den Nachbartischen aufmerksam.
»Sag mal, gehst du wirklich?«
»Das meinst du doch nicht ernst.«
»Wir hören dir doch zu, was willst du denn mehr?«
»Ich hab dir die ganze Zeit zugehört. Ich hab nur zufällig woandershin geschaut.«
»Ich kriege fast alles mit, aber ich kann nicht überall antworten, so viel Zeit habe ich nicht.«
»Ich mein es nicht persönlich. Hab ja auch noch anderes zu tun.«
»Hier gleich um die Ecke ist noch ein Café, da ist nicht so viel Betrieb, versuch es doch mal da. Aber da sitzen nur Idioten.«
Immer mehr Gäste bemerken die Dame mit dem grauen Haarschopf und geben ihre Meinung ab.
»Die redet sowieso nur Käse. Um so besser, wenn sie abhaut.«
»Ich habe gleich gewusst, das ist ein blöder Laden hier. Wenn sie wirklich geht, geh ich mit.«
»Wo gehst du hin? Sag! Wir kommen alle mit!«
Die Dame mit dem Wiedehopfkamm schaut verunsichert in die Runde.
»Ich weiß nicht ...«, stottert sie, »also wenn ihr meint ...«
Allgemeins Gemurmel. Der Grundton ist eher beruhigend. Die Dame setzt sich und streicht ihre gesträubten Haare glatt.
»Wenn ihr meint. Kann ich noch ein Bier haben?«
Die Gäste wenden ihr den Rücken zu. Ein Kellner bringt das bestellte Bier. Die Dame beugt sich über das Glas. Eine Träne rollt in den weißen Schaum.
schmollfisch - 24. Jan, 14:20