Warum habt ihr ihn noch?
"Beschreibt (sprecht von) einen/m Gegenstand in eurem Besitz, den ihr absolut nicht ausstehen könnt. Mögliche Aspekte die betrachtet werden können: Wie seid ihr in dessen Besitz gekommen. War er teuer? Warum habt ihr ihn noch??"
(Bea im Lyrik-Ecksil, Februar 2007)
In manchen Schreibforen gibt es Schreibaufgaben. Die werden meistens von Leuten gestellt, die selbst schreiben. In der Regel haben sie jedenfalls keine fachärztliche Ausbildung im Bereich der Psychologie. Auch keine Nahkampfausbildung. Aber sie sitzen ja auch in molliger Sicherheit am anderen Ende des Internets, diese Schreibaufgabensteller, die keine Ahnung haben, was sie uns antun.
Ein Gegenstand, den ich nicht ausstehen kann.
Ich brauch mich nur umzusehen. Oben auf dem Schrank liegt eine Geige, ein Familienerbstück, verschrammt und fleckig. Sie hat weder Steg noch Saiten und zwei Wirbel fehlen. Vom Bogen gar nicht zu reden. Auf dem elterlichen Speicher hinten aus dem Eckschrank gezerrt und abgestaubt. Die schöne alte Mandoline, die ich eigentlich haben wollte, war nicht mehr da. Also nahm ich die Geige. Sie so aufzurüsten, dass sie Musik machen kann, würde ein Vermögen kosten. So habe ich sie als Dekorationsstück auf den Schrank gelegt. Gott, wie blöde, diese bürgerliche Zurschaustellung eines verletzten Instruments. Das ist so unanständig, als würde ich mit raushängenden Därmen rumlaufen.
Apropos raushängende Därme. Da ist der Fernseher. Groß wie ein Schrank und mit einem vorstehenden Bauch, oder vielmehr nicht Bauch, sondern A..., da er nicht vorne, sondern hinten heraus ragt. Dieser Fernseher ist ungefähr so kompakt wie der Eiffelturm und so ästhetisch wie eine Auster im elften Monat. Seinen Vorgänger, der nicht viel kleiner war, aber wenigstens sein Hinterteil nicht ganz so aufdringlich in die Gegend streckte, haben wir von einem Cousin meines Mannes gekauft. Er war in einem Jahr dreimal kaputt (der Fernseher, nicht der Cousin und auch nicht der Mann (ich meide den Seitenweg (das gibt nur noch mehr Klammern))). Beim dritten Mal hat der Cousin ihn abgeholt und uns statt dessen dieses Monster hingestellt. Als Leihgerät. Das ist ungefähr acht Jahre her. Der Cousin hat inzwischen geheiratet, sich scheiden lassen, ist Vater geworden und hat Insolvenz angemeldet. Das Leihmonster steht noch immer hier. Der Preis klebt noch dran: 2.799,- Deutsche Mark. Ich trau mich nicht, das Schild abzukratzen. Ich bin nicht mal sicher, wem dieser Fernseher rein formaljuristisch eigentlich gehört.
Ein Gegenstand, den ich nicht ausstehen kann.
Da gibt es noch etwas, was sich immer schwer auf mich legt, sobald ich mich ausstrecke. Nein, diesmal geht es nicht um meine Hasen. Auch nicht um meinen Mann. Es ist nicht haarig, sondern weiß und schwabbelig und entspricht in punkto Ästhetik ungefähr meinem Fernseher. Stichwort schwangere Auster. Ich hasse dieses Ding. Wie bin ich in seinen Besitz gekommen? Man darf gar nicht darüber nachdenken. War es teuer? Na ja. Es entspricht dem Gegenwert von dreihundert Tüten Kartoffelchips und vielen, vielen Flaschen Rioja. Warum habe ich es noch? Keine Ahnung. Ja, warum eigentlich. Ich schleppe das Ding in die Küche und greife mir das Elektromesser. Mit selbstschärfenden Universalklingen aus rostfreiem Stahl, 180 Watt Leistung, stufenlos regelbar, Ebay lässt grüßen. Ich schneide ab.
Im Schreibforum steht: "Eine Frau ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne. Arabisches Sprichwort". Ein schwarzer Himmel hat auch was. Tiefschwarz. Raushängende Därme. Schwärzer als schwarz. Wie ich das hasse, diese Splattergeschichten. Wann habe ich eigentlich zuletzt was Vernünftiges geschrieben?
(Bea im Lyrik-Ecksil, Februar 2007)
In manchen Schreibforen gibt es Schreibaufgaben. Die werden meistens von Leuten gestellt, die selbst schreiben. In der Regel haben sie jedenfalls keine fachärztliche Ausbildung im Bereich der Psychologie. Auch keine Nahkampfausbildung. Aber sie sitzen ja auch in molliger Sicherheit am anderen Ende des Internets, diese Schreibaufgabensteller, die keine Ahnung haben, was sie uns antun.
Ein Gegenstand, den ich nicht ausstehen kann.
Ich brauch mich nur umzusehen. Oben auf dem Schrank liegt eine Geige, ein Familienerbstück, verschrammt und fleckig. Sie hat weder Steg noch Saiten und zwei Wirbel fehlen. Vom Bogen gar nicht zu reden. Auf dem elterlichen Speicher hinten aus dem Eckschrank gezerrt und abgestaubt. Die schöne alte Mandoline, die ich eigentlich haben wollte, war nicht mehr da. Also nahm ich die Geige. Sie so aufzurüsten, dass sie Musik machen kann, würde ein Vermögen kosten. So habe ich sie als Dekorationsstück auf den Schrank gelegt. Gott, wie blöde, diese bürgerliche Zurschaustellung eines verletzten Instruments. Das ist so unanständig, als würde ich mit raushängenden Därmen rumlaufen.
Apropos raushängende Därme. Da ist der Fernseher. Groß wie ein Schrank und mit einem vorstehenden Bauch, oder vielmehr nicht Bauch, sondern A..., da er nicht vorne, sondern hinten heraus ragt. Dieser Fernseher ist ungefähr so kompakt wie der Eiffelturm und so ästhetisch wie eine Auster im elften Monat. Seinen Vorgänger, der nicht viel kleiner war, aber wenigstens sein Hinterteil nicht ganz so aufdringlich in die Gegend streckte, haben wir von einem Cousin meines Mannes gekauft. Er war in einem Jahr dreimal kaputt (der Fernseher, nicht der Cousin und auch nicht der Mann (ich meide den Seitenweg (das gibt nur noch mehr Klammern))). Beim dritten Mal hat der Cousin ihn abgeholt und uns statt dessen dieses Monster hingestellt. Als Leihgerät. Das ist ungefähr acht Jahre her. Der Cousin hat inzwischen geheiratet, sich scheiden lassen, ist Vater geworden und hat Insolvenz angemeldet. Das Leihmonster steht noch immer hier. Der Preis klebt noch dran: 2.799,- Deutsche Mark. Ich trau mich nicht, das Schild abzukratzen. Ich bin nicht mal sicher, wem dieser Fernseher rein formaljuristisch eigentlich gehört.
Ein Gegenstand, den ich nicht ausstehen kann.
Da gibt es noch etwas, was sich immer schwer auf mich legt, sobald ich mich ausstrecke. Nein, diesmal geht es nicht um meine Hasen. Auch nicht um meinen Mann. Es ist nicht haarig, sondern weiß und schwabbelig und entspricht in punkto Ästhetik ungefähr meinem Fernseher. Stichwort schwangere Auster. Ich hasse dieses Ding. Wie bin ich in seinen Besitz gekommen? Man darf gar nicht darüber nachdenken. War es teuer? Na ja. Es entspricht dem Gegenwert von dreihundert Tüten Kartoffelchips und vielen, vielen Flaschen Rioja. Warum habe ich es noch? Keine Ahnung. Ja, warum eigentlich. Ich schleppe das Ding in die Küche und greife mir das Elektromesser. Mit selbstschärfenden Universalklingen aus rostfreiem Stahl, 180 Watt Leistung, stufenlos regelbar, Ebay lässt grüßen. Ich schneide ab.
Im Schreibforum steht: "Eine Frau ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne. Arabisches Sprichwort". Ein schwarzer Himmel hat auch was. Tiefschwarz. Raushängende Därme. Schwärzer als schwarz. Wie ich das hasse, diese Splattergeschichten. Wann habe ich eigentlich zuletzt was Vernünftiges geschrieben?
schmollfisch - 4. Apr, 00:33